Geburtstagsprogramm: Zehn Jahre Theater „Sommerhaus“ in Sommerhausen

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 10/2013)

Sie putzt, näht Kostüme, probt, lacht, macht Buchführung, geht ans Telefon, liest Stücke, disponiert Spielpläne, führt Regie, verzweifelt bisweilen, spielt, schenkt Getränke aus, ist stolz, lernt in allen Lebenslagen Texte und gibt auch noch zwischendrin Interviews.

Die Rede ist von Brigitte Obermeier, der Prinzipalin des Theaters „Sommerhaus“ in Sommerhausen, das kürzlich seinen zehnten Geburtstag gefeiert hat.

Es ist eine „One-Woman- Show“, auch wenn ihre zwei Töchter und ihr Mann im Theater involviert sind und sie ein treues Sommerhausteam hat, das ihre biologische Familie ergänzt.

Dennoch das Gros bleibt an ihr hängen. Und trotzdem, sie bereue nichts. Nach zehn Jahren Theater „Sommerhaus“ gibt sie Freude strahlend zu: „Ich würde alles genauso wieder machen!“

Das viele Lob anlässlich des Geburtstages hat sie berauscht und gleichzeitig gerührt: „Da spürte man so viel ehrliche Zuneigung“, das ist unglaublich!“

75 Eigenproduktionen und 23 Gastspiele hat das „Sommerhaus“ in zehn Jahren gestemmt – im letzten Jahr allein 207 Vorstellungen mit einem jährlichen Zuschuss von insgesamt 8400 Euro (5200 vom Bezirk, 2500 vom Landkreis und 700 von der Gemeinde Sommerhausen).

Das benachbarte Torturmtheater erhält rund zehn mal so viel Förderung aus den unterschiedlichsten Töpfen, ebenfalls aufs Jahr gerechnet.

„Ich will niemandem etwas wegnehmen, aber ich verstehe es nicht, warum wir so eine geringe finanzielle Unterstützung bekommen“, betont die engagierte Theaterfrau. Sie beschäftigt hauptsächlich Berufsschauspieler und dementsprechend ist ihr Programm auf sehr professionellem Level.

Nur wirklich gut bezahlen kann sie ihre Protagonisten nicht, selbst wenn die Vorstellungen meist ausverkauft sind. „Es ist das Persönliche und die kollegiale Arbeitsatmosphäre in ihrem „Wohnzimmer Sommerhaus“, die gute Schauspieler auch für ganz wenig Gage dorthin verschlägt.

Oft führt sie selbst Regie und spielt auch noch mit, um Geld zu sparen. „Das kann aber kein Dauerzustand sein“, so die Vollblutschauspielerin. „Das macht mürbe!“ Vier Neuproduktionen und ein Kinderstück im Jahr - das ist bisher der Status Quo und mehr gehe auch nicht.

Bei der Auswahl der Stücke gehe sie immer nach ihrem Bauchgefühl, das habe sie noch nie getrogen.

Die Mischung ist eine Bunte – ein bisschen das, was das Publikum sich wünscht und ein bisschen das, was Brigitte Obermeier unbedingt machen muss, wobei das eine das andere nicht ausschließt.

Die Rechnung ist in zehn Jahren meist aufgegangen und so blickt sie mit Hoffnung in die Zukunft, wünscht sich gesund zu bleiben, ihre Leidenschaft fürs Theater nicht zu verlieren, immer wieder Mitstreiter zu finden und ein paar offene Ohren für ihre finanziellen Sorgen und Nöte, um einen Theaterbetrieb, der nicht nur regionale, sondern auch überregionale Aufmerksamkeit genießt, aufrechterhalten zu können.

INFO: Seit dem Zehnjährigen gibt es auch einen Förderverein für das „Sommerhaus“, wer Mitglied werden will, kann das mit 22 bis 55 Euro im Jahr ab sofort sein. Weitere Infos unter sommerhaus: www.theater-sommerhaus.de oder per Email: info@googlemail.com

Bildnachweis: Khoury

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