Das Bockshorn im Kulturspeicher in Würzburg wird 30 Jahre alt

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 12/2014)

„Wir wollten etwas machen, das mit dem Zeitgeschehen zu tun hat“, so das Ehepaar Repiscus zur Bockshorn-Idee.Stolz? Ja, der schwingt schon mit, wenn Mathias Repiscus und Moni Wagner-Repiscus die Bildergalerie in ihrem Zuschauerraum betrachten.

Dirk Bach, Dieter Hildebrandt, Hanns Dieter Hüsch, Volker Pispers, Michael Mittermeier, Urban Priol und viele mehr blicken hier auf die Gäste herab.

Sie alle sind Wegbegleiter des unermüdlichen Duos. Während der „Sommerhäuser Zeit“ entdeckt und engagiert, meist noch vor dem großen Durchbruch – dank persönlicher Tipps, eigenem „scharfen Blick“ und natürlich dem richtigen Bauchgefühl.

Der Startschuss für diese hochkarätige „Sammlung“ fiel am 30. Oktober 1984. „Wir haben von Beginn an Wert darauf gelegt, Qualität zu bieten“, so Mathias Repiscus.

Sein Ziel, das er seit Juni 1986 gemeinsam mit Moni verfolgt: „Ins Bockshorn kannst du immer.

Da wird gutes Kabarett geboten.“ Natürlich könnten sie zum Jubiläum Höhepunkte der vergangenen drei Dekaden Revue passieren lassen.

Das seien aber wohl nicht jene, die das Publikum vielleicht im Kopf habe, schmunzeln die beiden. Es sind eher die kleinen, kuriosen Szenen, die die Seele der „Institution“ Bockshorn ausmachen.

Und Anekdoten, die haben die Kabarett- Macher am laufenden Band parat.

Bockshorn Ensemble (1990): „Ost-West-Heirat ohne Mitgift“ mit: Helga Siebert, Urban Priol, Andreas ZimmermannDa gibt es Hauskatzen, die die Künstlergarderobe sabotieren, mitgebrachte Requisiten, die das ganze Theater auf den Kopf stellen, „ausgebremste“ Fahrten durch die nächtlichen Weinberge oder kleine Kinder, die auch bei großen Stars kein Blatt vor den Mund nehmen.

Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht. Das ist bis heute so. Verändert hat sich trotzdem einiges: „Junge Leute haben einen ganz anderen Blick auf das Kabarett“, so Mathias Repiscus. Die Präsentation habe sich gewandelt.

Doch noch viel entscheidender sei der Anspruch der Zuschauer auf „Entertainment“.

Insgesamt sei das Kabarett, wenn auch nicht unbedingt besser, so doch auf jeden Fall unterhaltsamer geworden. Ablesen können Bockshorn- Gäste diese Entwicklung seit zehn Jahren etwa am „kabarettnew- star-festival“, der eigens und mit Unterstützung des Fördervereins eingerichteten Plattform für den Nachwuchs.

Ein Künstler, das ist den Förderern wichtig, müsse nicht nur zehn Minuten, sondern über ein ganzes Programm hinweg überzeugen.

Potential sei vorhanden: Fast in jedem Jahrgang fände sich einer oder gar mehrere, die „richtig Karriere gemacht haben“.

Zukünftige „Perlen“: 2015 ist der gefeierte Bassbariton Thomas Quasthoff mit Kabarettist und Autor Michael Frowin im Bockshorn.Namen wie Johannes Ringlstetter oder Christoph Siebert, der 2015 den Deutschen Kleinkunstpreis erhält, seien hier nur exemplarisch genannt.

„Der gute Abend ist auch davon abhängig, dass das Publikum gut ist“, ist sich der einstige Theatermann sicher. „Seit einigen Jahren gibt es deshalb eine neue Nische, den so genannten Franken-Bonus“, so die Bockshorn-Inhaber, die damit auch den Liebhabern regionaler Künstler gerecht werden möchten.

Während sich das Publikum noch am aktuellen Spielplan erfreut, sind Moni und Mathias mit ihrer Planung bereits im Jahr 2016 angekommen. Auch nach 30 Jahren „brennen“ sie für ihre Sache.

Ganz oben auf der persönlichen Wunschliste stünden aber Dinge, die es schon in Sommerhausen gab: „Mehr Experimentelles, Literarisches oder sonst wie Originelles“.

Chapeau und Glückwunsch zu 30 Jahren auf der Kabarettbühne!

INFO: www.bockshorn.de

Bildnachweis: Bockshorn, Bernd Brundert

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