Vor 50 Jahren wurde das Theater der Stadt Schweinfurt eröffnet

von Lothar Reichel

Von der „unsterblichen Magie des Theaters“ sprach Schweinfurts Theaterleiter Christian Kreppel, und auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé fand tiefsinnige Worte: „Raum und Zeit lösen sich auf“, beschwor er die Wirkung eines gelungenen Theaterabends.

Festliche und gehobene Stimmung also bei der Jubiläumsfeier zum 50. Geburtstag des Theaters der Stadt Schweinfurt – bezogen auf die Eröffnung des Hauses am 1. Dezember 1966.

Denn Theater gibt es nachweislich in Schweinfurt bereits seit 1572: Aus diesem Jahr datieren Rechnungen des Stadtkämmerers über Aufführungen der Lateinschule auf dem Tanzboden im ersten Geschoß des Rathauses, wo ein „großes und schönes Theatrum“ aufgebaut war.

Gespielt wurde damals eine „Komödie vom jüngsten Gericht“, geleitet vom Lateinschullehrer Magister Jodokus Vollkopf.

Der gelehrte Mann wäre demnach also der Vorläufer jener Männer gewesen, deren Namen beim Festakt häufig fielen: Dr. Günther Fuhrmann, Rüdiger Nenzel und Christian Kreppel – die drei Theaterleiter, die Schweinfurts Bühnenkunst in den letzten 50 Jahren prägten.

Daß es seit dem 16. Jahrhundert ein fast kontinuierliches Theaterleben in Schweinfurt gegeben hat, ist ein interessantes Faktum, das man der Festschrift mit einigem Staunen entnehmen kann: Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde in einem eigenen Stadtheater – dem ehemaligen Bethaus der Freien Christlichen Gemeinde – gespielt, und bereits am 10. Oktober 1946 gab es wieder ein erstes Konzert von den neuen Bamberger Symphonikern im Kugelfischer-Saal.

Die Rathaushalle, der Stadtpark-Saal in den Wehranlagen und ab 1954 die neugebaute Stadthalle waren in der Nachkriegszeit Aufführungsorte.

Am 4. Januar 1961 beschloss der Stadtrat die Erbauung eines neuen Theaters. Der renommierte Architekt Erich Schelling erhielt den Auftrag dazu, knapp sechs Jahre später konnte der markante Bau an der Roßbrunnstraße dann eröffnet werden: mit Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“.

Die Baukosten beliefen sich auf knapp 13 Millionen DM. Seitdem haben im Theater der Stadt Schweinfurt mehr als 7.500 Vorstellungen mit etwa 3,4 Millionen Besuchern statttgefunden. Aktuell gibt es 6500 Abonnements und bis zu 87 000 Zuschauer pro Spielzeit. Und noch eine bemerkenswerte Zahl: Die Bamberger Symphoniker haben bislang 424 Konzerte in Schweinfurt gegeben.

Beim Jubiläumsakt am 1. Dezember 2016 freilich durfte ein anderer langjähriger Partner des Hauses „ran“: Die Anhaltische Philharmonie Dessau unter Leitung von Markus L. Frank brachte festliche Klänge von Ludwig van Beethoven – die Ouvertüre zu „Egmont“ und natürlich – dem Anlass angemessen – die Symphonie Nr. 9 d-Moll mit dem unwiderstehlichen Schlußchor über Schillers Ode „An die Freude“.

Den Schlüsselsatz des Werkes – „Alle Menschen werden Brüder“ – stellte Theaterleiter Christian Kreppel in seiner Rede nachdenklich der aktuellen Weltsituation entgegen und beschwor die geistige Kraft, die von einem Theater wie dem in Schweinfurt ausgeht.

Und er zitierte Dr. Günther Fuhrmann mit den Worten: „Nur Kulturbewußtsein prägt das Gesicht einer Stadt. Niemals das Geld, das darin verdient wird.“

Bildnachweis: Stefan Pfister

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