Seit 60 Jahren wird in Dinkelsbühl professionell Theater gemacht

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 4/2016)

Bei den „Andrews Sisters“ wird es turbulent. Drei Friseur-Stammkundinnen werden hier kurzerhand zu Superstars.

Eigentlich ist Dinkelsbühl ein beschaulicher Ort. Rund 12.000 Einwohner bevölkern das Städtchen im Landkreis Ansbach.

Das Ortsbild ist spätmittelalterlich geprägt. Verwinkelte Gassen, Türme und Tore laden zur Zeitreise.

Doch das europäische Kulturdenkmal hat weitaus mehr zu bieten als lebendige Historie. Bereits seit gut sechs Dekaden hält man es hier mit dem großen Friedrich von Schiller, der einmal dichtete: „Sehn wir doch das Große aller Zeiten, auf den Brettern, die die Welt bedeuten.“

Mittlerweile hat sich das ordentlich herumgesprochen. Allein im Sommer 2015 strömten rund 35.000 Zuschauer in Richtung Wörnitz-Metropole, um sich von Deutschlands kleinstem Landestheater verzaubern zu lassen. Vom rauen Wind in der deutschen Theaterlandschaft scheint man hier nichts zu spüren.

Spätestens seit der nunmehr 15-jährigen Leitung von Peter Cahn hat man ordentlich Fahrtwind im Rücken.

„Mir ist es wichtig, dass die Zuschauer sich in den Charakteren auf der Bühne wiederfinden, mit ihnen lachen und leiden können, denn das ist meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung, wenn man die Leute emotional bewegen möchte“, so der Regisseur, Intendant und Coach.

Mit Erfolg: Aus dem fränkisch-schwäbischen Städtetheater Dinkelsbühl wurde unter seiner Ägide das Landestheater. Seit 2005 gibt es die für 350 Zuschauer und Schauspieler überdachte Freilichtbühne.

Im Theater im Spitalhof, das seit dem Herbst 2008 mit 180 Plätzen ebenfalls eine feste Spiel- und Begegnungsstätte bietet, finden neben den Aufführungen der sechs Winterstücke auch Lesungen und Ausstellungen statt.

„Fünf Abendinszenierungen und ein Kinderstück, Komödien, klassische Werke bis hin zu Uraufführungen bereichern von September bis April das kulturelle Leben“, bilanziert das Theater.

In den Sommerfestspielen kommen außerdem drei Abendproduktionen und ein Kinderstück hinzu. Daneben bereisen die Dinkelsbühler Berufsschauspieler über 50 Gastspielorte in der ganzen Republik, um auch dort „abwechslungsreiche Unterhaltung mit Tiefgang“ zu bieten.

Heute werden „sagenhafte 200 Vorstellungen pro Jahr“ geschultert, da macht auch das Jubiläumsjahr keine Ausnahme.

Freuen kann sich das Publikum auf ein Schauspiel mit Musik, einen Musicalklassiker, eine Deutsche Erstaufführung und eine Geschichte über Freundschaft, Erwachsenwerden und die erste große Liebe.

INFO: Info und Karten unter: 09851.902-600 www.landestheater-dinkelsbuehl.de

PROGRAMM:
Die Sommerfestspiele 2016 haben gleich vier Premieren aufzubieten. Ab 31. Mai, um 19.30 Uhr, startet auf der überdachten Freilichtbühne am Wehrgang „Comedian Harmonists“, ein Schauspiel mit Live-Musik von Gottfried Greiffenhagen, das ins Berlin der 20er Jahre entführt. Am 7. Juni folgt ein Schauspiel mit Musik von Andy Hallwaxx. Die Deutsche Erstaufführung von „Here we are! The Andrews Sisters“ beginnt um 19.30 Uhr und zeigt Amerika zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. „Der kleinen Horrorladen“ wiederum gehört bereits zu den meistgespielten Musicals weltweit. In Dinkelsbühl geht das temporeiche Kultstück ab dem 14. Juni, um 19.30 Uhr, erstmals über die Bühne. Abgerundet wird der Sommer durch Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“. Hoch in die Mattisburg im Mattiswald geht es für alle ab vier Jahren bereits ab dem 8. Mai, um 15.30 Uhr.

Bildnachweis: Landestheater Dinkelsbühl

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