Ein "positiv Verrückter" sei er, sagt Axel Teuscher von ihm. Und zitiert gleich noch Erwin Pelzig, der ihn als "Spinner" bezeichnet habe. Na, da schluckt man erstmal und fragt sich, ob man das zitieren soll, weil man sich ja nicht gleich in den ersten Zeilen seinen Artikel kaputtschreiben will. Es könnte ja sein, dass Urban Priol gar keinen Spaß versteht und solche Attribute als Beleidigung auffasst.
Andererseits: Axel Teuscher ist Geschäftsführer des "Kabaretts im Hofgarten" in Aschaffenburg und wird schon wissen, was er sagen kann und was nicht. Und außerdem ist doch jeder Künstler, jeder Kabarettist auch spinnert und verrückt, oder nicht? Und Urban Priol wird ja wohl Spaß verstehen, oder? Also, was soll's…
Schon allein Priols Entscheidung, die ehemalige Orangerie im Aschaffenburger Hofgarten, ein Schmuckstückchen des 18. Jahrhunderts, auf eigenes Risiko und Erbpacht zu übernehmen und mit 1,5 Millionen Mark Eigenfinanzierung aufwendig zu renovieren - das war nicht ohne. Im September 1998 wurde die Kabarettbühne eröffnet, mit 200 Sitzplätzen mittlerweile eine kleine, aber feine Adresse für das, was man so gerne "Kleinkunst" nennt… als ob wirkliche Kunst je klein sein könnte…
Urban Priol jedenfalls ist inzwischen ein ziemlich "Großer", mischt ganz oben mit in der Liga der außergewöhnlichen Kabarettisten Deutschlands. Mit der "Kochsmühle" in Obernburg am Main fing er 1988 an, 1995 trat er zum ersten Mal mit einem Soloprogramm - "Köpfe im Kopf" - auf, gespielt hat er seitdem überall, im Hörfunk ist er querbeet zu hören, im Fernsehen sogar zu sehen. Axel Teuscher, der die Leitung des Hofgartens im Oktober 2003 von Urban Priol übernommen hat, sagt, er sei der "schnellste politische Kabarettist überhaupt". Was morgens in der Zeitung stehe oder in den Nachrichten komme, werde abends auf der Bühne bereits tagesaktuell präsentiert. Die diversen Preise - die Oscars der Branche - hat Priol längst alle abgesahnt: Passauer Scharfrichterbeil, Salzburger Stier, Deutscher Kleinkunstpreis, Deutscher Kabarettpreis.
Der "Salzburger Stier" wird in diesem Jahr im Mai übrigens im Aschaffenburger Kabarett im Hofgarten verliehen werden, zum ersten Mal an dieser Stätte. Außerdem wird Emil Steinberger, eine lebende Kabarett-Legende, mit einem seiner sehr raren Auftritte heuer noch dort zu Gast sein. Und natürlich auch Urban Priol selbst, der positiv Verrückte…
INFO:
Urban Priol hat die ehemalige Orangerie im Aschaffenburger Hofgarten in eine feine Kleinkunstbühne verwandelt.