Die 54. Spielzeit am Theater der Stadt Schweinfurt wird anders als sonst

von nio (erschienen in Ausgabe 09/2020)

„Le Petit Prince“.
Flexibilität, die musste Theater- und Kulturamtsleiter Christian Federolf-Kreppel in den vergangenen Monaten am laufenden Band beweisen. Wie souverän er unverhoffte Situationen meistert, das zeigte sich zuletzt im Gespräch mit dem Kulturmagazin Leporello. Ein nicht auffindbarer Schlüssel beförderte die Gesprächspartner kurzerhand ins Auto. Mit dem sprichwörtlichen Fahrtwind im Nacken, nahm auch der Blick auf die bevorstehende 54. Spielzeit sichtlich Fahrt auf. Federolf-Kreppel, sein Team und auch die Besucher des Theaters „brennen“ für ihre Spielstätte. Das wird schnell klar.

In der 53. Saison und nach insgesamt mehr als 7500 gespielten Vorstellungen legte „Corona“ den Spielbetrieb ab 14. März vollständig lahm. Doch die Zwangspause bedeutete nicht das „Aus“. Das wurde Federolf-Kreppel nicht müde zu betonen, während er die Redakteurin quer durch Schweinfurt kutschierte.

Viele Gespräche mit Künstlern, Theatern und Agenturen seien „sehr intensiv und oft emotional“ verlaufen. Die Solidarität der Abonnenten sei immens. Mittlerweile zeige sich immer deutlicher, die Menschen „lechzen“ nach Kultur. Kein Wunder, dass seine Augen leuchten, wenn er auf seine inzwischen 15. Spielzeit am Haus und die insgesamt 54. Spielzeit des Theaters der Stadt Schweinfurt blickt. Immerhin, an die 100 Programmpunkte waren im Frühjahr mit teils jahrelangem Vorlauf fertig geplant und in den Druck gegeben worden. Mehr als 170 Vorstellungen, verteilt über alle Genres, sollten es werden – allen Unwägbarkeiten zum Trotz. Denn „ganz sicher“ sei nun mal nichts. Federolf-Kreppel und seine Mitstreiter wollen das Publikum zum Start der neuen Spielzeit dennoch mit „offenen Armen“ im dann möglichen Rahmen empfangen. „Wir haben für dieses Publikum da zu sein. Wir haben eine Pflicht, eine Verantwortung – auch für die Kunst. Wir wollen spielen“, betont Federolf-Kreppel mit Nachdruck, insbesondere, wenn er an die teils großen finanziellen Verluste und Ängste vieler Künstler in dieser Zeit denkt.

Konkret bedeutet der Neustart in Schweinfurt im Augenblick maximal 200 statt wie gewohnt um die 700 Gäste und das „unter strengen Hygieneschutzmaßnahmen im Zuschauer- wie Bühnenraum“. Die Abonnements ruhen. Für alle Vorstellungen, die ohne Pause über maximal 90 Minuten laufen, wird es nur Karten im freien Verkauf geben. „Es wird eine andere Form von Tanz-, Theater, von Konzerterleben sein“, ist sich der Theaterintendant und Kulturamtsleiter der Stadt Schweinfurt sicher - sowohl mit Blick auf das Publikum als auch die agierenden Künstler, die sich mitunter auf neue Adaptionen von bereits ‚fertigen‘ Inszenierungen einstellen müssen. „Das wird spannend. Ich hoffe auf die Findigkeit der Theater und die Bereitschaft der Verlage. Ich bitte daher immer auf unsere Homepage zu sehen“, so Federolf-Kreppel.

Doch bei allem Optimismus: Der Auftakt im Schauspiel wird nachdenkliche „Kost“. Denn er wirft Fragen im Spannungsfeld von Moral, Christentum und Politik auf, die seit Jahren leidenschaftlich diskutiert werden. „Wie wollen wir leben? Und wie wollen wir sterben?“ Damit beschäftigt sich das Haus ab Ende September, wenn Ferdinand von Schirachs „Gott“ in einer Inszenierung von Miraz Bezar zur Aufführung kommt. Für den engagierten Theatermann und die Leporello-Redaktion ging die kurzweilige Fahrt durch Schweinfurt im Hinblick auf die neue Spielzeit mit gemischten Gefühlen zu Ende. Doch der Theaterchef gibt sich zuversichtlich: „Ich zähle auf unser Publikum!“

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www.theater-schweinfurt.de

Bildnachweis: ADG

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