Das Mainfranken Theater startet mit der Eröffnung des neuen Kleinen Hauses

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 09/2022)

Der Herbst am Mainfrankentheater Würzburg verspricht bunt und turbulent zu werden: Die neue Spielstätte, das Kleine Haus, mit 330 Plätzen vornehmlich für das Schauspiel im Vorbau des bisherigen Hauses, soll eröffnet werden. Aber – wann genau, steht leider noch nicht fest. Deshalb gibt es auch noch keine Premierentermine. Die Blaue Halle in der Dürrbachau für die großen Produktionen von Musiktheater und Ballett, gut erreichbar mit kostenlosen Parkplätzen und Bus-Shuttle, bleibt erhalten.

Das Motto der vergangenen Saison „Ein Riss durch die Welt“ wird angesichts der politischen und gesellschaftlichen Situation fortgeschrieben – dennoch kann sich das Publikum trotz Corona-, Ukraine- und Energiekrise auf Ablenkung freuen im Musiktheater bei der fantastischen Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach und auf ein Wiedersehen mit dem Tenor Uwe Stickert am 2. Oktober. Ein echter Renner ist das beliebte Musical „Anatevka“ um den Milchmann Tevje. Mozarts „Zauberflöte“, mit bisher 20 Aufführungen, wird wieder aufgenommen, und auf Mozarts hochpolitische Oper „La clemenza di Tito“ mit ihren wunderbaren, aber schweren Arien wird sich mancher Musikliebhaber freuen. Auch Donizettis Operndrama „Lucia di Lammermoor“ mit der berühmten Wahnsinnsarie, dargeboten von Publikumsliebling Akiho Tsujii, reizt zum Besuch. Nachgeholt werden soll die bisher nur mit Klavierbegleitung aufgeführte surreale Oper „Die Sache Makropulos“ von Leos Janacek.

Wenn der Theatervorbau „eingeweiht“ ist, kann man dort endlich auch auf der neuen Probebühne den Krimi „Das Medium“ von Menotti mit der Mezzosopranistin Barbara Schöller genießen. Auch eine Uraufführung steht an, im Kleinen Haus „Karl und Anna“ nach der Novelle von Leonhard Frank in der Musik von Christoph Ehrenfellner und mit dem Libretto von Roland Schimmelpfennig. Dieser Autor, derzeit in aller Munde, bestimmt auch den ersten Doppelabend des Schauspiels mit seinen Werken „Der Kreis um die Sonne/Der Riss durch die Welt“. Die Wiederaufnahmen von „Die Comedian Harmonists“ und von „Kunst“ von Yasmina Reza dürften den Wünschen des Publikums entgegenkommen. Für die Kleinen gedacht ist das Stück „Ente, Tod und Tulpe“, und an die Größeren im Klassenzimmer wendet sich die Wiederaufnahme von „Klamms Krieg“. Auf der Probebühne erfolgt auch das Comeback des erfolgreichen Stücks „Grenzen“. Als Familienstück zur Weihnachtszeit eignet sich besonders „Der Zauberer von Oz“. Junge Leute ab neun Jahren sollen angesprochen werden in „Wie Schuppen von den Augen“ auf der Probebühne, einer Uraufführung. Das ganze Schauspielensemble samt neuer Mitglieder beteiligt sich an einem Liederabend mit dem Titel „Sehnsuchtswild“.

Geradezu Theater-Klassiker sind das Drama „Emilia Galotti“ vom Aufklärer Lessing und das absurde Stück „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett. Mit dem Stück „In den Alpen“ von Skandal- Autorin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schließt der Reigen der Schauspiel-Aufführungen. Aber auch die Ballettfreunde dürfen gespannt sein ab 22. Oktober auf „Alice im Wunderland“ in der Blauen Halle und auf die Eröffnung der Probebühne mit „Tanzen bis in die Puppen“. Die Tanz-Kompagnie, nun mit einem verglasten Ballettsaal für Einblicke von draußen beim Training offen, wird einen dreiteiligen Tanzabend im Kleinen Haus mit „Bis dass der Tod euch scheidet“ als Feier für das Leben gestalten, und mit Orchester-Begleitung führt in der Blauen Halle das Ballett um den Stummfilmkomiker „Chaplin!“ in eine Gegenüberstellung von Film und Theater ein. Natürlich gibt es auch wieder die junge Choreographie als „TanzXperiment“, diesmal auf der Probebühne.

www.mainfrankentheater.de

Bildnachweis: Nik Schölzel

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