Am 7. Oktober eröffnet die neue Spielstätte des Theaters Augenblick

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 09/2022)

Sich ich Kulturräume zu teilen, dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Im Falle des „Theaters Augenblick“, wo Menschen mit Handicap schauspielern, gestaltet sich dies jedoch sehr kompliziert. „Wir müssen lange im Voraus planen“, sagt Theaterleiter Stefan Merk. So sind Fahrdienste und Betreuungen zu organisiert. Stefan Merk ist von daher froh, dass er nach zwei Jahren als Gast im Keller Z87 endlich wieder eine eigene Spielstätte hat. Die wird am 7. Oktober im Kulturspeicher mit einer Tanzpremiere eröffnet. Das „Theater Augenblick“ ist weithin bekannt für Stücke, die mit quicklebendigen und äußerst authentischen Schauspielern in berührender Weise auf die Bühne gebracht werden. Geprobt und gespielt wurde bisher im Lengfelder Industriegebiet, wo die Mainfränkischen Werkstätten, dem das Theater angehört, eine Filiale hat. Die dortigen Räume werden jedoch in der Corona-Krise für die Werkstattbesucher benötigt. Das Ensemble kam vorübergehend im Kulturkeller Z87 auf dem Bürgerbräu-Gelände sowie auf der Sommerbühne des Theater Ensembles unter. Die Kooperationen waren bereichernd. Und doch wurden feste Räumlichkeiten schmerzlich vermisst. Viele haben mitgeholfen, dass es mit dem Umzug in die ehemaligen Räume des tanzSpeichers klappt.

Stefan Merk und das Ensemble sind dafür unglaublich dankbar - und sie wollen sich entsprechend revanchieren. Und zwar mit einem Konzept, das weit über das bisherige Programm hinausgeht und die Stadtkultur bereichern soll. Auch in Zukunft wird es Tanz- und Theaterstücke geben. So ist unter anderem daran gedacht, das Stück „Eine Frage der Zeit“ wieder aufzunehmen. Daneben möchte das „Theater Augenblick“ jedoch stärker als bisher mit anderen städtischen Einrichtungen kooperieren. Und zwar sowohl mit Kultureinrichtungen als auch mit Schulen. Die Mitglieder des Ensembles werden in ihren Stücken von sich selbst erzählen und sie möchten mit den Mitteln des Theaters auf Fragen der Zeit antworten. Noch steht nicht fest, worum es in der nächsten Produktion gehen wird. „Reizen würde es mich zu erzählen, was Menschen mit Behinderungen in den vergangenen zwei Jahren erlebt haben“, sagt Theaterleiter Stefan Merk. Bei den Betreffenden handelt es sich um eine sogenannte Risikogruppe: „Und die war von jetzt auf nachher plötzlich nicht mehr sichtbar im Stadtbild.“ Wie ging es Menschen mit Behinderung? Was haben sie in der schwierigen Krisenzeit gemacht?

Dass ein winziges Virus die ganze Welt tyrannisieren kann, ist überraschend gewesen. Das Thema wurde bereits in dem Augenblick-Stück „Korrekte Lebenslust“ aufgegriffen. Dieses kam sehr humorvoll daher und wollte bewusst einen Kontrapunkt zur damals um sich greifenden depressiven Stimmung setzen. Das Stück, das Merk derzeit als womöglich erste Produktion in der neuen Spielstätte vorschwebt, soll anders werden. Wie anders, steht noch nicht fest ... Sämtliche Stücke entstehen aus den Improvisationen der Schauspieler heraus. Und oft entwickeln sie sich während der Probenarbeit weg vom Ausgangspunkt.

Bildnachweis: Theater Augenblick

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