Im Gespräch über die Zukunft der Kultur in Schweinfurt mit dem Intendanten des Theaters und dem Kulturamtsleiter der Stadt Schweinfurt Christian Federolf-Kreppel

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 3/2021)

Leporello: Nachdem letztes Jahr von Mitte März bis Ende Juni und ab 1. November Corona-bedingt kein Spielbetrieb im Schweinfurter Theater mehr möglich war, sollen nun bis zum Abschluss der Generalsanierung 2024 die Türen weiterhin geschlossen bleiben. Wie kam es zu dieser Entscheidung? ?

Christian Federolf-Kreppel: „Bereits seit 2016 laufen die Planungen für eine umfassende Generalsanierung des unter Denkmalschutz stehenden Hauses. Die Bausubstanz ist in die Jahre gekommen. Die Bühnen- und Haustechnik sowie das Dach sind dringend sanierungsbedürftig. Im Zuge der Vorarbeiten hat sich gezeigt, dass Brandschutzmängel vorliegen, die ohne weitere Maßnahmen weder für Besucher, noch für Künstler und Mitarbeiter einen sicheren Spielbetrieb zulassen. In einer Gegenüberstellung des erforderlichen finanziellen und zeitlichen Aufwands für Planung, Prüfung und Umsetzung notwendiger Maßnahmen bis zum geplanten Sanierungsbeginn im Sommer 2022 kam der Bau- und Umweltausschuss der Stadt Schweinfurt in seiner Sitzung am 4. Februar zu dem Ergebnis, nicht in diese Maßnahmen zu investieren und stattdessen alle Anstrengungen auf einen zügigen Beginn der Generalsanierung zu konzentrieren.“

Leporello: Obwohl die Betriebsgenehmigung für das Theater noch bis März 2022 bestehen würde, hat sich der Schweinfurter Stadtrat gegen eine Zwischensanierung des Theaters entschieden. Was heißt das? Drei Jahre kein Schauspiel, keine Oper, keine Operette und Musical, kein Tanz und Konzert, kein Kinder- und Jugendtheater in Schweinfurt? Gibt es Pläne für Aufführungen an Ausweichspielstätten?

Christian Federolf-Kreppel: „Im Klartext heißt das: das Theater, das auf Grund der Corona-Pandemie schon seit 1. November geschlossen ist, wird erst nach Beendigung der Generalsanierung, mit Beginn der Spielzeit 2024/2025 den Spielbetrieb wiederaufnehmen… Im vollen Bewusstsein, was das für unser Publikum und insbesondere alle Abonnenten und Abonnentinnen, die uns Jahre und Jahrzehnte die Treue gehalten haben, bedeutet, wollen wir aus der Not der theaterlosen Zeit eine Tugend machen. Wir werden umgehend darangehen, ein kulturelles Angebot in alternativen Spielstätten zu überprüfen, respektive zu erarbeiten. Hierbei suchen wir auch bewusst einen möglichen Schulterschluss mit der freien Kulturszene vor Ort.“

Leporello: Ein Intendant ohne Theater ist ein bisschen wie ein Kapitän ohne Schiff. Wie geht es Ihnen persönlich damit?

Christian Federolf-Kreppel: „Unser heiß geliebtes Theater, das jahrelang bis zu 90.000 Besucher pro Saison erreicht hat, notgedrungen stillgelegt zu sehen, tut richtig weh. Und jeder, der für das Theater und die Musik wirklich brennt, weiß genau, wovon ich rede. Der Blick muss aber voller Kraft in die Zukunft gerichtet sein. Ein langer, steiniger Weg liegt vor uns. Wir werden uns bemühen, in den Jahren „ohne Theater“ ein spannendes, attraktives und abwechslungsreiches Programm an anderen Orten auf die Beine zu stellen. Und am Ende steht mit Beginn der Saison 2024/2025 ein strahlendes und zukunftsfähiges ‚Theater der Stadt‘.“

Leporello: Wie geht es weiter mit der Kultur in Schweinfurt, wenn diese Post-Corona wieder stattfinden darf? Und ab wann rechnen Sie damit?

Christian Federolf-Kreppel: „Bis uns letztes Jahr „Corona“ ereilt hat, haben in Schweinfurt Jahr für Jahr bis zu 600 kulturelle Veranstaltungen stattgefunden. Eine ungeheure Dichte von Ereignissen. Ob wir diesen Reichtum wieder erreichen werden, bezweifle ich. Wir alle wissen, wie schlecht es unterdessen vielen Branchen geht, die Kulturlandschaft ist nur eine, aber sehr bedeutende wie sensible ‚Baustelle‘. Eine Öffnung der Museen und Archive scheint greifbar zu sein. Wir planen für den Sommer im Zusammenschluss den städtischen und freien Kulturträgern eine kulturelle Auftaktveranstaltung. Wir wollen so den Bürgern und Bürgerinnen quasi über die Kultur den städtischen Raum wieder überantworten. Hoffen wir, dass diese Ambitionen durchzuführen sind!“

Leporello: Dafür drücken wir mit aller Kraft die Daumen!


Das Interview mit Intendanten des städtischen Theaters und dem K­ulturamtsleiter der Stadt ­Schweinfurt Christian Federolf-Kreppel führte Leporello-­Chefredakteurin Susanna Khoury.

Bildnachweis: Theresie-Josefin Federolf

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