Stephan Ladnar inszeniert in der Theaterwerkstatt Jeff Barons „Besuch bei Mr. Green“

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 10/2019)

Zwei, die sich am Ende finden: Ross Gardiner (Paul Breitner) und Mr. Green (Herbert Ludwig).Seit seine Frau tot ist, ist das Dasein für Mr. Green eine einzige Qual. Im Grund möchte er selbst nicht mehr leben. Doch dann taucht dieser junge Mann auf, Ross Gardiner.

Der muss ihn besuchen, so hat es das Gericht nach dem Verkehrsunfall beschlossen. Was aus der Begegnung der beiden wird, packt Stephan Ladnar in seiner Inszenierung von Jeff Barons „Besuch bei Mr. Green“ in ein fesselndes Drama. Ab 19. Oktober ist das Zwei-Personen-Stück in der Würzburger Theaterwerkstatt zu sehen.

Der Tod seiner Frau ist nicht die einzige bittere Pille für den 86-jährigen Green (Herbert Ludwig). Es gibt da noch einen weiteren dunklen Punkt. Etwas, wovon Green niemandem erzählt. Aber wem soll er, der Eigenbrötler, der mit Gott und der Welt hadert, auch schon irgend­etwas erzählen? Doch da ist nun Ross (Paul Breitner). Ebenfalls ein Jude. Allerdings, anders als Green, nicht orthodox. Und schwul ist er. Das erzählt er ganz offen. Deshalb hat Ross auch mit seinem Vater gebrochen. Sein Vater hasst Homosexuelle. Macht sich lustig über sie. Erst neulich im Restaurant war das wieder so. Als religiöser Mensch ist Homosexualität auch für Mr. Green tabu. So etwas hat Gott doch nicht gewollt! Aber da ist Ross. Ein junger Mann, der, wie er selbst, leidet. Der diskriminiert wird. Dabei ist er doch eigentlich völlig in Ordnung. In Mr. Green beginnt sich eine Wandlung zu vollziehen. Der alte Mann, dem Prinzipien bisher über alles gingen, macht in Ladnars psychologisch dichter, ausschließlich auf Dialogen basierender Inszenierung eine Katharsis durch. Er, der Jude, dessen eigene, aus Russland stammende Familie vor Judenverfolgung floh, spürt, wie ungerecht und missachtend er selbst agiert hat. Und in welcher Lüge er bisher lebte.



Vorstellungen vom 19. Oktober bis 23. November, Mittwoch, Freitag, Samstag, jeweils um 20 Uhr, sonntags 19 Uhr, keine Vorstellung am 20. Oktober, Karten unter Telefon 0931.59 400, www.theater-werkstatt.com

Bildnachweis: Pat Christ

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