Regisseur und Darsteller der Frankenfestspiele Röttingen verstorben

von red (erschienen in Ausgabe 06/2020)


Schweren Herzens müssen die Frankenfestspiele Röttingen von Pavel Fieber Abschied nehmen. Der Regisseur und Schauspieler ist am 6. Juli 2020 im Alter von 78 Jahren in Würzburg überraschend verstorben. Für die Röttinger Freilichtbühne inszenierte er mehrfach auf Burg Brattenstein und stand selbst als Schauspieler wiederholt auf der Bühne.

Seine erste Inszenierung für die Frankenfestspiele Röttingen erfolgte im Sommer 2014 zur Operette von Johann Strass (Sohn) „Wiener Blut“, bei der er erstmals das live spielende Orchester direkt auf die Festspielbühne holte, statt es seitlich außerhalb des Zuschauerblickes zu platzieren. Ebenfalls unter der künstlerischen Leitung von Sascha Oliver Bauer und Walter Lochmann inszenierte er im Folgejahr die Operette von Franz Lehár „Paganini“ und das Schauspiel „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr. Letzteres hinterließ beim Publikum einen besonderen Eindruck. Fieber schaffte es, das mit nur drei Darstellern besetzte Stück trotz der großen Spielfläche nicht verloren, sondern höchst packend in Szene zu setzen. Seine Idee bei dieser Produktion, einen echten Baum mitten auf die Röttinger Bühne zu setzen, bewies erneut seinen innovativen Geist. Unter Intendant Knut Weber führte er 2017 Regie zu „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“ von Joseph Maria Lutz, welches er speziell für die Frankenfestspiele einrichtete. Im selben Jahr spielte er auch erstmalig selbst auf der Röttinger Bühne, in seiner Paraderolle als „Prof. Higgins“ im Musical „My Fair Lady“ von Frederick Loewe und Alan J. Lerner. Insgesamt über 1.500 Mal in seinem Leben stellte er auf verschiedenen Bühnen den Prof. Higgins dar. In Röttingen war Fieber zum letzten Mal in „seiner“ Rolle zu sehen. 2018 folgte seine Darstellung als „Prof. Hinzelmann“ und „Kaiser“ im Singspiel „Im weißen Rössl“ von Robert Gilbert und Ralph Benatzky. Regisseur Knut Weber baute damals zudem seine Rolle als Kaiser mit einem Gastauftritt im Musical „Monty Python’s Spamalot“ von Eric Idle ein. Beim musikalischen Abend mit dem Ensemble der Frankenfestspiele, dem alljährlichen „Festspiel-Cocktail“, beteiligte er sich ebenfalls mehrmals mit Einlagen wie bspw. einem jiddischen Lied.

Fernab von seiner Arbeit bei den Frankenfestspielen Röttingen war Fieber, der in der Tschechoslowakei geboren ist, in der Theaterbranche ein bekanntes und gern gesehenes Gesicht. So spielte er fast alle Rollen im Schauspielfach, in zahlreichen Operetten als auch Musicals in Deutschland sowie Österreich und war als Regisseur, künstlerischer Leiter als auch (General-) Intendant tätig (u.a. Badisches Staatstheater Karlsruhe, Pfalztheater Kaiserslautern, Luisenburgfestspiele Wunsiedel, Burgfestspiele Mayen). In Film- und Fernsehproduktionen wie dem „Tatort“, „Die Rosenheim-Cops“ und vielen weiteren war er, teils auch mit seinem Sohn Daniel Grave, zu sehen.

Sowohl fachlich als auch zwischenmenschlich wurde er bei den Frankenfestspielen Röttingen vom künstlerischen Team, Ensemble und Mitarbeitern hinter der Bühne wertgeschätzt. Äußerst positive Rückmeldungen von etlichen Zuschauern zu seinen Inszenierungen und seiner Arbeit als Darsteller sprachen ebenfalls für ihn.

Im Sommer 2020 hätte er erneut als Schauspieler auf der Röttinger Freilichtbühne gestanden. Er war für die tragende Rolle des heiratswütigen Millionärs „Sir Osgood Fielding“ im Musical von Jule Styne  „Sugar – Manche mögen’s heiß“ unter der Regie von Lars Wernecke vorgesehen. Regisseur und Intendant Lars Wernecke bedauert zutiefst Fiebers Tod. Sehr gern hätte er ihn im Ensemble 2021 begrüßt, da das geplante Programm der Frankenfestspiele 2020 auf 2021 verschoben wurde.

Das Team der Frankenfestspiele Röttingen und die Stadt Röttingen wünschen den Hinterbliebenen, besonders seiner Frau, die ebenfalls bereits bei den Frankenfestspielen auf der Bühne stand, viel Kraft. Sie wie sicherlich auch die Zuschauer werden Pavel Fieber in stets bester Erinnerung halten.

Bildnachweis: Heike Steinweg

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