Michael Wagner gibt in der Theaterwerkstatt sein Regiedebüt mit „Das hündische Herz“

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 4/2019)

Reichen sich nach der Operation die blutverschmierten Hände: Chirurg Preobraschenski (Uwe Bergfelder) und (rechts) sein Assistent Bormenthal (Stephan Ladnar).Die Inszenierung hat nichts Moralisches. Will ganz und gar nur groteske Komödie sein. Und doch kommt man als Zuschauer nicht darum herum, an Roboter, Gentechnik, Künstliche Intelligenz, Klonen und den Zwang zur Selbstoptimierung zu denken.

In „Das hündische Herz“ von Michail Bulgakow, das Michael Wagner ab 13. April als erste Regiearbeit in der Theaterwerkstatt inszeniert, geht es um die chirurgische Verwandlung des Köters Lumpi in den Menschen Polygraph Polygraphowitsch Lumpikow. In der jungen Sowjetunion verstand man die 1925 verfasste Novelle als Kritik an der damaligen Politik, die durch planmäßige Bildung den sozialistischen Menschen erziehen wollte.

Prompt wurde sie verboten. Erst 1968, fast 30 Jahre nach Bulgakows Tod, erschien sie erstmals im Druck. „Nicht zuletzt diese Novelle hat Bulgakows Karriere ruiniert“, sagt Wagner, der ein ausgeprägtes Faible für russische Literatur hat. Für Bühnenleiter Thomas Lazarus gehört „Das hündische Herz“ zu den „spannendsten Projekten“ der aktuellen Saison. Uwe Bergfelder schlüpft in die Rolle des Chirurgen Filipp Filippowitsch Preobraschenski, dessen ganzer Ehrgeiz darin liegt, Methoden zur Verjüngung von Menschen zu entwickeln. Stephan Ladnar mimt seinen Assistenten, den Arzt Iwan Arnoldowitsch Bormenthal, und stellt kleinere Nebenrollen dar. Für ­Lumpi engagierte Wagner Luis Peralta. Haushälterin Sina sowie die revolutionäre Proletarierin Knallikowa werden von Jule Valder dargestellt.

Ein futuristisches Bühnenbild (Lisa Schopf) sowie Plastikrequisiten lösen das satirische Stück aus seinen historischen Bezügen, zieht sich doch das Thema „Der Mensch spielt Gott“ laut Wagner quer durch die Literaturgeschichte. Preobraschenski, der Lumpi die Hypophyse und die Hoden eines Menschen einpflanzt, gemahnt an Frankenstein, der aus Leichenteilen einen künstlichen Menschen schuf, den er mittels Elektrizität zum Leben erweckte. Zu den antiken Schöpfergestalten zählt Prometheus. Mit „Der dritte Zwilling“ griff der moderne Autor Ken Follett das Thema „Klonen“ auf.

Bildnachweis: © Pat Christ

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