Die Generalsanierung des Schweinfurter Theaters hinterlässt ein kulturelles Vakuum, das es zu füllen gilt… etwa mit einem Kultursommer

von nio (erschienen in Ausgabe 05/2021)

Seit November 2020 sind im Theater der Stadt Schweinfurt nach nur 60 Vorstellungen im vergangenen Jahr die Lichter ausgegangen. Corona hat sämtlichen Plänen, die Intendant Christian Federolf-Kreppel geschmiedet hat, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurze Zeit später dann der Entschluss der Stadt: Das Haus bleibt bis Herbst 2024 zu. Die dringend notwendige Generalsanierung wird vorgezogen. Doch was bleibt den Kulturhungrigen der Region?

Federolf-Kreppel zeigt sich im Gespräch mit dem Kulturmagazin Leporello voller Tatendrang. Aber: „Die Welt, wie wir sie kennen, steht seit fast einem Jahr in vielen Punkten tagtäglich zur Disposition“, fasst er die aktuelle Situation zusammen. Schnelle Entscheidungen und neue, in Stein gemeißelte Konzepte dürfe man gerade mit Blick auf das kulturelle Leben nicht erwarten. Nichtsdestotrotz sei man in Schweinfurt vorbereitet. Schließlich sei zumindest das Thema Sanierung nicht neu – auch wenn es schneller als gedacht Realität wurde. Die Pläne für eine letzte Spielzeit 2021/2022 hatte der Intendant des Theaters und Kulturreferent der Stadt Schweinfurt bereits in der Schublade. Sie sind obsolet.

Jetzt gilt es, für die jährlich bis zu 85.000 Theaterbesucher aus Thüringen, Bamberg oder Würzburg sowie für die rund 5000 Abonnenten ein Ersatzprogramm zu schmieden. Es sei „geschenkte Zeit“, die man nun bekommen habe, so der Theaterleiter. Zahlreiche potenzielle Spielstätten, die ab Frühjahr 2022 bis Mitte 2024 eine Bühne bieten könnten, seien geprüft worden, so der Theatermacher. Den gewohnten Spielplan würden sie zwar nicht abbilden können, erklärt er mit Blick auf große Opern- oder Musical-Produktionen der Vergangenheit. „Doch es gibt genügend andere Formate – von der Kammermusik bis zur Lesung –, die man auch mit Künstlern vor Ort umsetzen kann. Der Blumenstrauß des Möglichen ist da.“ Für dessen Umsetzung in Betracht kämen derzeit konkret das Evangelische Gemeindehaus, der ESKAGE am Hainig und das Wohnstift Augustinum.

Wichtig sei aber auch das Hier und Jetzt, betont Federolf-Kreppel. So arbeite man aktuell an einem Open-Air-Projekt, dem sogenannten „Kultur-Sommer“, am Kessler Field, einem ehemaligen US-amerikanischen Kasernengelände, das schon in der Vergangenheit Schauplatz für Konzerte gewesen sei. „Dort wird die Stadt eine Freilichtbühne sowie 250 Sitzplätze zur Verfügung stellen. Auch ein Hygienekonzept für maximal 500 Menschen wird gemeinsam mit dem Ordnungsamt ausgearbeitet.“ Von Anfang Juli bis Mitte September sollen hier vorzugsweise der freien Szene Schweinfurts gegen einen „kleinen Pauschalbetrag“ Auftritts- und Einnahmemöglichkeiten vor allem an den Wochenenden geboten werden. Erste Interessenten aus Schweinfurt hätten sich bereits bei ihm gemeldet und könnten das auch weiterhin tun. Angedacht sei bereits ein Wochenende, an dem sich die Tanzschulen präsentieren könnten. Auch Kinder- und Jugendprogramm stünden auf der Wunschliste, ebenso wie ein Kunstprojekt, an dem schon gearbeitet werde und das in die Stadt „hineinstrahlen“ solle.

„Wir wollen allen Menschen wieder kulturelle Erlebnisse ermöglichen.“ Und auch für die Herbst- und Wintermonate stellt der Kulturamtsleiter kulturelles Leben in Form des „Schweinfurter Nachsommers“ in Aussicht – und zwar bis Ende Dezember. Er und seine Kollegen sind zu „allen (Un-)Taten“ bereit.

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www.theater-schweinfurt.de

Bildnachweis: ©Christian Federolf-Kreppel

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