
John von Düffel möchten aufbauen, auf dem, was ist. Und Bamberg, das ist weithin bekannt, hat wahrhaft Großartiges zu bieten. Mit der neuen Spielzeit 25/26 übernimmt der renommierte Dramaturg und Autor das Zepter der langjährigen Intendantin Sibylle Broll-Pape. Seit 2015 hat sie das Haus geführt und in dieser Zeit verschiedene nationale Preise gewonnen.
Kein Wunder, dass von Düffel, das Rad nicht völlig neu erfinden will. Er setzt in der Spielzeit 25/26 auf „Evolution statt Revolution“. Der einstige Poetikprofessor an der Uni Bamberg sucht das verbindende Element aber nicht nur in der Weltliteratur. Er fragt sich außerdem: „Welche Geschichten trägt die Stadt in sich?“ Um es vorwegzunehmen, es sind unzählige. Das signalisiert nicht zuletzt das Spielzeitmotto „Viel zu erzählen.“ Der Startschuss fällt in diesem Jahr bereits am 18./19. September. Schon der Auftakt unterstreicht das Anliegen von John von Düffel. Denn es geht um die besondere Verbindung von Bamberg und Prag. Sie kann literarisch und musikalisch gedacht werden, aber auch kulinarisch.
Eintauchen kann das Publikum daher nicht nur in Franz Kafka und seinen Erzählkosmos, sondern auch in das Thema Bier. Einer, der davon viel erzählen kann, ist Jaroslav Rudiš. Der erste ETA Hoffmann-Hausautor hat für sein Eröffnungsstück „Das letzte Bier“ ausgiebig in Bamberg und Prag recherchiert und einige „letzte Biere“ getrunken. „Viel zu erzählen“ meint aber zugleich den Dialog mit dem Publikum. So werden zum Beispiel ab September in der neuen Reihe „Das lebende Programmheft“ Themen vertieft, Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, und es gibt reichlich Gelegenheiten zum direkten Austausch. Denn Erzählen verbindet auch durch seine Gegenseitigkeit.
Dem Theater geht es ab der neuen Spielzeit außerdem um die Geschichten, die das Publikum mitbringt. Sie stehen im Mittelpunkt der „Hainbad-Revue“, mit der sich das neu formierte Schauspielensemble am 2. Oktober vorstellt. Das wird „ein atmender der Abend“, verspricht der Intendant schon jetzt. Die Idee: Aufgeführt werden Songs und Szenen, die dem Theater vom Publikum erzählt werden – wohlbemerkt, die schönsten und (!) peinlichsten Hainbad-Erlebnisse, die Lieblingslieder und Begebenheiten aus diesem Bamberger Freiluft-Soziotop an der Regnitz. Schließlich wolle das Haus auch etwas über sein Publikum lernen.
Eine Verbindung schafft John von Düffel außerdem, indem er die „zentrale Lektüre“ seiner Kindheit auf den Spielplan setzt. „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende ist seines Erachtens ein Werk, das „Generationen verbindet“. Gezeigt wird dieses ab Anfang (Teil 1) bzw. Ende November (Teil 1 und 2) in einer einstündigen Fassung als Weihnachtsmärchen für Kinder als auch in Gänze als Mehrgenerationentheater im Abendspielplan. Der Anfang für dieses „spannende Programm“, wie es Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar bezeichnete, ist gemacht. Auf dass viele weitere spannende und vor allem verbindende Theatererlebenisse folgen…
Bildnachweis: Dominik Huß