„Italienische Nacht“ im Theater Ensemble auf dem Bürgerbräugelände in Würzburg

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 5/2019)

An bestimmten Stellen nehmen die Schauspieler die Masken ab.Ödön von Horváths zeitkritisch-satirisches Volksstück „Italienische Nacht“ von 1931 richtet sich gegen Spießertum und Vereinsmeierei in den Parteien.

Das Würzburger Theater Ensemble greift dieses überraschend wieder oder immer noch aktuelle Stück auf als Vorlage für eine Art politisches Improtheater. Denn, geleitet von einer Moderatorin, werden Szenen der ursprünglichen Handlung kurz angespielt, wobei hier die Personen Masken tragen. An bestimmten Stellen aber nehmen die Schauspieler die Masken ab und reden über die angesprochenen Probleme, etwa, was „links“, was „rechts“ ist.

Horváth stellte solche Klassifizierung in Frage, indem er hier einen verbürgerlichten Sozialisten, einen Stadtrat auftreten lässt, der mit seinen Parteigenossen ein Volksfest, eine Italienische Nacht, feiern will. Doch die örtlichen Faschisten haben schon vorher einen deutschen Tag gefeiert und marschieren nun, um eine Schlägerei gegen die „Roten“ anzuzetteln. Martin, ein „linker“ Revolutionär, protestiert gegen die Saturiertheit seiner Genossen und gegen die Faschisten, zwingt sogar seine Braut, die „Rechten“ auszuspionieren.

Der „rote“ Stadtrat aber mahnt zur Ruhe, erkennt nicht die drohende Gefahr für die Republik. Regisseur Andreas Büttner hält das Stück für zeitlos aktuell; bei ihm gibt es allerdings keine SA, sondern einfach „nur“ Faschisten; der allgemeine Rechtsruck wird angezeigt; offen bleibt, wohin alles „kippt“. Auch wenn das Stück Horváths der Ausgangspunkt ist und Biertische den Schauplatz andeuten, soll alles im Prinzip abstrakt bleiben.

Als Deko für die Bühne stellt sich Büttner eine Art „wilde Beflaggung“ vor, quasi als Erinnerung an die deutsche Geschichte, und auch Videos, so von Rammstein, unterstützen diesen Eindruck. Im Rollenspiel, das sich immer wieder für die Zuschauer öffnet, soll so eine Art Diskurstheater entstehen.

Bildnachweis: Andreas Büettner

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