Erstaufführung „Travis Pine“ im Theater Sommerhaus in Winterhausen

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 10/2019)

Donald Trump wird nie genannt. Aber bei der politischen Komödie „Travis Pine – Ein Mann des Volkes“ denkt man sofort an den amerikanischen Präsidenten.

Dabei hat der 1932 geborene Autor Sam Bobrick das Stück eigentlich zu George Bush geschrieben. Die äußerst gelungene deutsche Erstaufführung im Theater Sommerhaus in der spannenden Inszenierung von Iwona Jera reizt unbedingt zum Lachen durch die grotesken Vorkommnisse in einem heruntergekommenen Haus im Mittleren Westen und die bitterbösen Parallelen zu dem, was sich derzeit im Weißen Haus abspielt.

Da werden die präsidialen „Fensterreden“ zu wichtigen nationalen Anlässen so richtig aufs Korn genommen, denn die Bekenntnisse zu westlichen Werten sind alle nur „symbolisch“. Was Heiko Schnierer als arbeitsloser Travis Pine im schlampigen alten Bademantel, in Schlappen und nachlässig ungepflegt, meist im abgewetzten Sessel sitzend, so von sich gibt, hat wenig zu tun mit dem American Dream. Immerhin hat er Aufmerksamkeit erregt beim Präsidenten, weil er ständig beleidigende Briefe oder Gedichte an ihn schickt und als Stimme des Volkes angeblich Depressionen bei ihm auslöst. Erst als ein FBI-Beamter, Walker, stets guter Laune, mit Sonnenbrille und Handy am Ohr, quasi mit der Tür ins Haus fällt, ändert sich einiges.

Zwar bleibt der Tagesablauf gleich: Im Vorgarten, ohne Grün, aber mit dem Wrack eines Oldtimers bestückt, wird die amerikanische Flagge aufgezogen, dann die Zeitung geholt und über die neueste Schlagzeile geschimpft. Aber Walker, ein glatter, immer lächelnder Typ, Andreas Petri, soll nun Travis dazu bringen, seine negativen Botschaften einzustellen. Zum Verzicht auf seine geschriebene Kritik aber lässt sich dieser nur durch das Angebot von Regierungsposten verleiten, und die lassen ihn immer höher steigen, vom Berater bis zum Außenminister, und scheitern in diesen Positionen. So kehrt er immer wieder in sein schäbiges Heim zurück, bis Walker, als der Präsident trotz schlechtester Umfragewerte wiedergewählt wird, das letzte Mittel vorschlägt: Travis soll den Präsidenten liquidieren. Das lehnt der aus moralischen Gründen ab. So kommt es zum Supergau: Walker soll endlich den nationalen Störenfried aus dem Weg räumen. Ob ihm das gelingen wird? Riesenbeifall!

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Karten unter 09333.8256 oder unter 0931.372398 oder unter sommerhaus.info@googlemail.com

Bildnachweis: Mascha Obermeier

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