Das Theater Sommerhaus geht offline zurück auf die Bühne

von nio (erschienen in Ausgabe 06/2020)

Das Publikum kann sich auf eine Wiederaufnahme des Monologs „Wart amal!“ von Martin Hanns freuen. Mit Wucht, Witz, Melancholie und einem Schuss Surrealismus zeichnet er darin Realitäten nach, die Brigitte Obermeier als Klofrau Mathilde in Szene setzt.
„Leider kann ich euch noch nichts Konkretes schreiben.“ So begann eine Nachricht von Brigitte Obermeier, Prinzipalin des Theaters Sommerhaus in Winterhausen.

Erst kurz vor Druck der vorliegenden Ausgabe war klar. Es geht weiter. „Endlich! Mitte Juni dürfen wir wieder spielen“, freut sich Brigitte Obermeier. „Ich bin richtig taumelig vor Glück, als würde alles in mir hüpfen.“ Doch ganz ohne Beigeschmack sind die Zeilen nicht. Da die Lage nicht stabil und daher auch nicht für Monate vorhersehbar sei, werde man „auf Sicht spielen“ und „insgeheim schon mal längerfristig planen“.

Die „Vorpremiere“ „Padam, padam“ fand am 14. Juni noch im Garten statt. Ab 17. Juni darf sich das Publikum nun auf Mathilde, die außergewöhnliche 85-jährige Klofrau in „Wart amal!“ freuen. Nur um eine Woche nach hinten verschoben, also fast punktgenau, feiert am 24. Juni „Spanisch für Anfängerinnen“ Premiere, das den Gästen auch noch im Juli einheizen wird. „Wir werden alle Hygiene-Vorgaben erfüllen und können dank neuester Theatertechnik im neuen Haus mit einer Hochleistungs-Lüftungsanlage punkten“, gibt sich die Theatermacherin zuversichtlich.

Die neuen Lockerungen für die Kultur kommen für das Theater Sommerhaus genau zur rechten Zeit. Via Blogbeitrag sendete Obermeier in den vergangenen Wochen immer wieder „Lebenszeichen“. Darin hoffte sie, dass ihr Haus bald von „Prinz Söder aus dem Dornröschenschlaf“ erweckt wird – in Corona-Zeiten natürlich ohne Kuss – und sie las selbstverständlich „schon mal jede Menge coronataugliche Stücke“.

Oft fragte sie sich: Wie soll es weitergehen? Die zupackende Theatermacherin berichtete von der Zwangspause mit neuen Aufgaben. Von der heimischen Baustelle und der Fertigstellung der geplanten Ferienwohnungen. Sie verhandelte mit dem Ordnungsamt, ob man im Garten spielen könnte. Söder blieb schwammig, die Ämter schienen mit unterschiedlichen Informationen versorgt. Die vorübergehende Lösung für das Sommerhaus-Team lautete daher: „Wir erarbeiten Konzepte, wie wir die Auflagen erfüllen können.“

Doch machen diese Sinn? In Winterhausen kamen Zweifel auf, wenn es etwa um Vorgaben ging, die das Tragen eines Schutzanzuges auf der Bühne oder die Trennung der Schauspieler durch Plexiglas verlangten, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden könnte. „Wie soll man da Theater spielen? Wie soll man die Zuschauer gefühlsmäßig noch mitnehmen können?“, fragte sich bestimmt nicht nur die Vollblutschauspielerin. Kopf in den Sand stecken kam für Brigitte Obermeier dennoch nicht infrage. Ihr Allheilmittel ist Arbeit und so begab sie sich in das Stück „Wart amal“, um die Wiederaufnahme vorzubereiten und in wenigen Tage ist es soweit: „Wart amal“ ist im Theater Sommerhaus zu sehen und bis dahin wird im Garten gespielt. Wie schön ist das denn!



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www.theater-sommerhaus.de


Bildnachweis: Oliver Mack

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