Christoph Blitt: Leitender Dramaturg für Musiktheater am Mainfranken Theater Würzburg

von Lothar Reichel (erschienen in Ausgabe 12/2010)

Einer jener Berufe, wo bei „Was bin ich?“ einstmals die typische Handbewegung ziemlich untypisch ausgefallen wäre. „Tippen“, erklärt Christoph Blitt die zappelnden Finger. „Viel schreiben. Lesen und schreiben.“ Christoph Blitt hat einen erklärungsbedüftigen Beruf. Er ist Leitender Dramaturg für Musiktheater am Mainfranken Theater Würzburg. Das ist einer jener Berufe, die man nicht wirklich lernen, sondern nur ergreifen kann. Und die zu erklären ziemlich schwierig ist. „Ich bin eine Schnittstelle“, sagt der Musikdramaturg. „Vielleicht auch ein think tank im Theater.“ Schnittstelle zwischen wem? Ach, zwischen ziemlich vielen. Zwischen allen, die irgendwie mit der Oper und der Operette im Theater zu tun haben.

Theaterleitung, Künstler, Regisseure. Und natürlich die Schnittstelle zum Publikum. Da wird auch der „think tank“ am offensichtlichsten. Denn der Musikdramaturg „macht“ das Programmheft und hält die Einführungen zum jeweiligen Werk vor der Aufführung. Da darf er dann sein Wissen preisgeben. Denn ein Musikdramaturg hat natürlich ein enormes Wissen über Musik und Musikgeschichte, über Komponisten und Opern und Operetten. Christoph Blitt, 1969 in der Pfalz geboren, hat dafür Theater- und Musikwissenschaft studiert und an zahlreichen Opernhäusern mit namhaften Regisseuren zusammengearbeitet. Zuletzt war er Musikdramaturg in Neustrelitz nördlich von Berlin. Evangelische Theologie hat er im Nebenfach auch studiert, weil er aus einer uralten Pfarrersfamilie stammt.

Zum Theater wollte er eigentlich immer. Ambitionen, selbst auf der Bühne zu stehen, hatte er nie. Auch nicht darauf, selber Regie zu führen. Was naheliegend wäre, denn der „think tank“ Musikdramaturg arbeitet während der Produktionsphase eng mit dem Regisseur zusammen und lässt ihn an seinem Wissen teilhaben – falls er es nötig hat. Da seien Regisseure unterschiedlich gestrickt, meint Christoph Blitt zurückhaltend. Der sehr berühmte Opernregisseur Jean-Pierre Ponnelle soll einmal sinngemäß gesagt haben, dass ein guter Opernregisseur keinen Musikdramaturgen brauche, weil er schließlich selber alles wisse. Das sagt ein bisschen was über Regisseure und auch ein bisschen was über die Probleme, mit denen es ein Musikdramaturg im Berufsleben zu tun haben kann. Aber er hat ja noch die Programmheftgestaltung und das Publikum, das längst nicht alles weiß und dankbar ist für Informationen und erhellende Texte. Ob damit der Beruf des Musikdramaturgen hinreichend erklärt ist? Wahrscheinlich nicht, deshalb noch Skizzen der konkreten Arbeit für Verdis „La forza del destino“, Premiere am 21. Januar. Ein durchaus schwieriges Werk, meint Christoph Blitt, von Verdi in einer Zeit der stilistischen Umorientierung geschrieben.

Es gibt zwei Fassungen, zu den Aufgaben des Musikdramaturgen gehörte es, die Entscheidung, welche Fassung in Würzburg gespielt wird, vorzubereiten. Die Proben haben bereits begonnen, schon im Vorfeld gab es Kontakte mit dem Regisseur. Nun steht die Begleitung der Probenarbeit an, dazu ist die Sonntagsmatinee vor der Premiere auf die Beine zu stellen. Und natürlich die Konzeption des Programmhefts voranzutreiben: Inhaltsangabe der Oper, Biographisches über Giuseppe Verdi, musikgeschichtliche Einordnung der „Macht des Schicksals“, Texte, die das Werk von verschiedenen Seiten beleuchten. Lesen und schreiben also. Und denken. Berufsalltag eines Musikdramaturgen.

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