Bernhard Bolza-Schünemann über die Liason von Wirtschaft & Kultur

von Susanna Khoury

Kürzlich feierte Dr. Hans-Bernhard Brolza-Schünemann, langjähriger Vorstandschef und immer noch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Koenig & Bauer AG, (KBA), seinen 80. Geburtstag. Er ist Mitbegründer der Johann-Sebastian-Bach-Gesellschaft. Er machte KBA zum drittgrößten Druckmaschinenhersteller weltweit.

Er ist Initiator der Rosenkavaliere, die das Würzburger Theater in den letzten vier Jahren mit rund 400.000 Euro unterstützt haben. Er initiierte zahlreiche Neuentwicklungen für Druckmaschinen und meldete 200 eigene Patente an. Über die KBA-Stiftung sponsorte er Kulturveranstaltungen jeglicher Art. Er war ehrenamtlich als Präsident der IHK Würzburg-Schweinfurt tätig. Er erhielt die Ehrenbürgerwürde der Stadt Würzburg und die Friedrich-Koenig-Medaille - und wer ihn kennt, weiss warum! Er ist bescheiden, agiert lieber aus dem Hintergrund und spricht nicht gerne über sich. Daher erstaunt es auch nicht, dass er darum gebeten hatte, von persönlichen Geschenken zu seinem 80. abzusehen. Die Mitarbeiter der KBA-Werke in Würzburg, Trennfeld, Frankenthal und Radebeul ließen es sich dennoch nicht nehmen, 35.000 Euro zu sammeln, die sie anstelle eines Präsentes dem Förderkreis des Mainfrankentheaters spendeten. "Es ist meine große Hoffnung, dass wir im fünften Jahr “Rosenkavaliere” die 500.000 Euro voll machen", wünscht der Theaterfreund Dr. Bolza-Schünemann. Schon zu Studienzeiten (1945-1949) ist er in Braunschweig immer ins Theater gegangen. "Es war das erste Haus, das nach dem Zusammenbruch in Deutschland wieder gespielt hat", erinnert sich der heute 80jährige. Und auch seinen Kindern und Enkeln hat er seine Liebe zur Kultur – so scheint es – mitgegeben. Denn unter der Regie seiner Tochter und seiner beiden Söhne haben alle Enkel dem Opa zum Geburtstag ein Ständchen gebracht. "Da alle ein Instrument spielen, war es wie ein kleines Konzert und sie haben gerappt. Das ist so ein Sprechgesang – wie Carl Orff ohne Melodie – kannte ich bis dahin nicht, war aber sehr schön", schwärmt der zehnfache Großvater. Bei seinen Auslandsaufenthalten für KBA hat er die freien Abende immer dazu benutzt, ins Theater, Museum oder Konzert zu gehen. "Ich habe in der Scala die schönste Nabucco-Aufführung meines Lebens gesehen und das eleganteste Publikum. Irgendwie färben solche Inszenierungen aufs Publikum ab. Zu großer Oper passt für mich die Blue Jeans eben nicht so gut." Und das ist nicht das einzige, was der Kulturliebhaber und -förderer am Theater dieser Tage zu kritisieren hat: “Das Publikum ist ein bisschen müde, ob der Regisseure, die mit aller Gewalt Stücke aus dem historischen Kontext lösen müssen, um sie zeitgemäß zu präsentieren.” Meiningen beispielsweise sei deshalb durch ein ganz tiefes Tal gegangen.

Über 50 Jahre in leitender Position eines Wirtschaftsunternehmens, da weiß der Jubilar worauf Erfolg basiert: "In der Wirtschaft muss man seine Kunden zufriedenstellen und in der Kultur sein Publikum. Theater darf ruhig auch provozieren, aber nicht so dauerhaft, dass die Kundschaft wegbleibt." Auch nach seiner Pensionierung ist Dr. H.-B. Bolza-Schünemann nicht in seine Heimatstadt Bremen zurückgegangen, sondern verbringt seinen dritten Lebensabschnitt in Würzburg, weil er sich hier, wie er sagt, rundum wohl fühlt.

Bildnachweis: Jendryssek

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