Schauspieler Max de Nil verlässt nach 16 Jahren das Mainfranken Theater Würzburg

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 6/2013)

Die letzte große Rolle des Mimen Max de Nil am Mainfranken Theater ist die letzte große Rolle eines jeden Schauspielers: König Lear!

32 Jahre am Theater, davon 16 in Würzburg – „jetzt höre ich gerne auf“ sagt Max de Nil freundlich lächelnd.

Denn: „Zum Schluss meines Berufslebens darf ich hier mit dem König Lear eine der großen Rollen eines jeden Schauspielers verkörpern“.

Und was kommt danach? „Ich möchte selbst einmal ausgiebig Theater schauen!“

Vielleicht bleibt de Nil noch eine Zeit lang in Würzburg wohnen, wo er sich sehr wohl fühlt, aber es zieht ihn in Richtung Bodensee, wo er ein Domizil für sich und seine Frau sucht.

Wird er dann auch wieder Theater spielen? „Falls mich wer will“.

Bedingung: Nicht zu oft und keine großen Entfernungen, vielleicht mal ein Auftritt in Memmingen, wo er einst engagiert war, mit der Truppe viel herumreiste. „Aber ein Leben auf Achse, mit Übernachtung in irgendwelchen Gasthäusern, möchte ich mir nicht antun.“

Dafür schätzt er seine Freiheit zu sehr. Max de Nil, gebürtiger Essener, ließ seinen erlernten Beruf, Gymnasiallehrer, zugunsten seiner Passion, dem Sprechtheater, sausen. Durch Zufall geriet er an die Berliner Theatermanufaktur, wo er sein „Handwerk“, das Schauspiel, von der Pike auf lernte.

Nach wichtigen Erfahrungen andernorts kam er an den Main. Die Stadt Würzburg eroberte er als markante Gestalt auf dem Fahrrad, die Herzen seines Publikums durch seine unverwechselbare Art oft in der Verkörperung von Männern, denen die Macht entgleitet, durch packende Darstellung und bestens verständliche Artikulation.

Den König Lear findet er als Figur besonders spannend: ein cholerischer Charakter von verdeckter Boshaftigkeit; in eklatanter Fehleinschätzung seiner selbst und seiner Macht geht er unter.

Aber:„Nicht alles ist düster, es gibt auch komödiantische Aspekte“. Schon beim Lernen des Textes machte ihm die Rolle Freude, und auch wenn für die Proben die große Bühne kaum zur Verfügung stand, gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Regisseur Stefan Suschke sehr angenehm, denn die Inszenierungskonzeption erschien de Nil sehr stimmig.

„Ein guter Regisseur sollte mit Feuer und Geduld an der Sache arbeiten, seine Spieler inspirieren und das Publikum nicht unterschätzen“.

Nach Meinung von de Nil hat sich der Theaterbetrieb leider verändert. „Man geht nicht mehr in die Tiefe bei zwischenmenschlichen Problemen, sucht eher äußerliche Effekte.“ Für Würzburg wünscht sich das scheidende Ensemblemitglied mehr Schauspieler.

„Es fehlen dem Haus für große Stücke die Leute, ebenso „reifere“ Frauen.“

Und natürlich eine Bühne fürs Sprechtheater für 200-300 Zuschauer. Das wäre schön!

Bildnachweis: Falk von Traubenberg

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