Schauspieler Christian Ballhaus im Gespräch mit Leporello

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 10/2012)

Der in Belgien geborene Ballhaus schätzt die familiäre Atmosphäre auf kleinen Bühnen wie im Chambinzky oder im Theater Schloss Maßbach, wo er auch öfter spielt.„Weder Verpflichtung noch Belastung“ bedeutet es für den Schauspieler Christian Ballhaus, mit 68 Jahren weiterhin auf der Bühne zu stehen.

Er ist der Cousin des bekannten Kameramanns Michael Ballhaus, eng verwandt mit den Gründern des Maßbacher Theaters Oskar Ballhaus und Lena Hutter sowie seiner heutigen Leiterin Anne Maar.

Der gelernte Schauspieler hat immer noch einen Riesenspaß daran, in eine Rolle zu schlüpfen, zumal wenn eine Könnerin wie Gwendolyn von Ambesser Regie führt. Zu besichtigen ist dies derzeit in der herrlich amüsanten Komödie „Sein bester Freund“ im Würzburger Theater Chambinzky.

Wie er sich als „Sir Lionel“ vor Verlegenheit, Unsicherheit und unterdrückter Angst um das Telefon herumdrückt, weil er einen unangenehmen Anruf tätigen muss, ist meisterhaft anzusehen. Er tritt das erste Mal im Würzburger Chambinzky auf, fühlt sich dabei seinen Amateurkollegen aber keineswegs überlegen.

Er spielt genauso in Köln im Stück „Wolke neun“, das für den deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert ist. Hochmut ist ihm völlig fremd. Er wirkt hellwach, offen, lacht gern. Geboren ist er in Belgien, als Sohn des Schauspielers Carl Ballhaus und der Tänzerin Almut Dorowa.

„Meine Eltern wollten raus aus dem Kriegswahnsinn; ihr Ausweg war das Engagement an einem Fronttheater“. Nach dem Krieg zog die Familie nach Potsdam, wo Ballhaus auch heute noch seinen Lebensmittelpunkt hat.

Eigentlich wollte er als Junge gar nicht Schauspieler werden, aber eine Laufbahn als Konzertpianist, zu der ihn seine Klavierlehrerin überreden wollte, schreckte ihn wegen des langen Übens ab.

Dann fing ihn das Theater doch ein, als er zum Schuljubiläum auftrat; Leute von der Filmhochschule Babelsberg sahen ihn, wollten, dass er sich vorstellte; „das machte mir alles einen Heidenspaß; da habe ich Blut geleckt“. Also bewarb er sich nach dem Abitur an der Schauspielschule, verließ sie aber vorzeitig, um ein Jahr als Hilfsarbeiter in einem Braunkohlekombinat zu arbeiten: „Ich wollte in meinem Leben ankommen“.

In dieser Zeit las er viele Rollen. Als er dann von seinem Vater einen Ausbildungsvertrag am Theater Eisenach angeboten bekam, griff er zu, meint: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht, denn ich wollte das Theater neu erfinden“.

Er kann heute auf viele Rollen zurückblicken in Berlin, Dresden, Halle und nach der Wende auch im Westen, er wirkte auch als Dozent in Leipzig und an der Filmhochschule Babelsberg. Mit seinem Leben scheint er hochzufrieden, hat drei Enkel, und eine Tochter. Sie ist auch auf den Brettern gelandet als Tänzerin.

Vielleicht wird er noch öfter im Fränkischen auftreten, denn er schätzt die Ensemblearbeit und die familiäre Atmosphäre in kleinen Theatern.

Bildnachweis: Theater Chambinzky

Anzeigen