Nachruf auf Schauspielerin, Regisseurin und Dramaturgin Gwendolyn von Ambesser, die am 26. September im Alter von 76 Jahren verstarb

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 04/2025)

Ihre Welt war das Theater: Gwendolyn von Ambesser, langjährige Oberspielleiterin am Theater Chambinzky, ist nun nach schwerer Krankheit Ende September in Würzburg verstorben. Sie wurde 76 Jahre alt. Die Bühne war ihr Leben. Schon ihr Vater, Axel von Ambesser, der bis nach dem zweiten Weltkrieg berühmte Schauspieler, Filmstar, Autor, Regisseur zählte zu den Größen der darstellenden Kunst. Er „vererbte“ diese „Sucht“ nach der Bühne an seine ihn vergötternde Tochter. Sie wuchs in München auf, verkehrte in den Künstlerkreisen der Eltern und hatte ihre erste Rolle als stumme Katrin in Bert Brechts „Mutter Courage“ in Aachen. Gwendolyn war bald tätig als Schauspielerin, als Regisseurin und Dramaturgin in Zeitz und Wittenberg, spielte auch bei Veit Relin im Torturmtheater, wirkte im TV auch in Kindersendungen und Krimis mit, verfasste Drehbücher; 1992 lernte Rainer Binz, der Gründer des Würzburger Theaters Chambinzky, sie bei Relin kennen und bot ihr an, in seinem Theater öfters Regie zu führen.

Daraus entstand über 20 Jahre eine enge Zusammenarbeit. In dieser Zeit formte sie das Privattheater im Frauenland als feste Größe einer unterhaltsamen, spritzigen Boulevardbühne, wobei sie nie eine Pseudomoderne anstrebte, sondern auf überraschenden Witz und Tempo Wert legte, etwa bei „Klassikern“ von Curt Goetz. „Dafür hatte sie ein Händchen“, erinnert sich Binz. Natürlich durften auch Erfolgsstücke nicht fehlen wie „Komödie im Dunkeln“ oder auch „Omelette surprise“ aus der Feder ihres Vaters. Selbst bei sommerlichen Freilichtaufführungen, wie am Stein bei „Don Camillo und Peppone“, wo übrigens der CSU-Postminister Bötsch einen Kommunisten spielte, konnte sich das Publikum köstlich amüsieren. Daneben war das „Chambinzky“ auch ein Sprungbrett für viele semiprofessionelle Darstellerinnen und Darsteller, die heute noch auf diversen kleinen Bühnen zu erleben sind. Gwendolyn von Ambesser schrieb trotz ihrer Legasthenie Bücher, so eine amüsante Biographie ihres Vaters.

Als Italien-Liebhaberin schätzte sie immer die Wärme, war persönlich sehr bescheiden, äußerst genügsam, humorvoll und menschlich, grundehrlich, manchmal aber auch stur, wo es um die Kunst ging; wenn Not an der Frau war, sprang sie auch selber mal auf der Bühne ein, nähte sogar noch in letzter Minute Kostüme. Bei ihren Geburtstagsfeiern sammelte sie viele Freundinnen und Freude um sich. In den letzten Jahren war sie bewegungsmäßig eingeschränkt durch die Folgen eines Fahrradunfalls, kümmerte sich aber unermüdlich um das Theatergeschehen.

Nun ist sie wie ihr Vater im September gestorben. Um sie als prägende, vielseitige Persönlichkeit des Kulturlebens trauern viele Theaterfreundinnen und -freude weit über Würzburg hinaus.
Bildnachweis: Archiv Theater Chambinzky

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