Das Portrait eines Abenteurers: Herbert Ludwig

von Susanna Khoury

Er war der „Teufel“ im „Fränkischen Jedermann“, ein Karl Valentin wie er im Buche steht, Erwin Lindemann in den Loriotsketchen, verrückter Physiker in Dürrenmatts gleichnamigen Stück oder reicher Kaufmann „Valpone“, dessen letztes Stündchen geschlagen hat. Herbert Ludwig ist seit vielen Jahren „festes Ensemblemitglied“ der freien Würzburger Theaterszene. Er ist ein Erzkomödiant! Von Berufswegen Professor für Vermessungstechnik, im Privatleben immer schon Laienschauspieler, Erzähler und begeisterter Bergsteiger. Wie lässt sich das alles vereinen? „Gar nicht, es gibt auch keine direkte Verbindung zwischen all den Berufen, außer die meiner Person“, pariert der frisch gebackene Autor seines dritten Büchleins meine etwas provokative Frage. „Wenn einer eine Reise tut...so kann er was erzählen“, heißt Herbert Ludwigs neuestes Werk, in dem er Geschichten aus seinem Leben erzählt. Nach „Mit Seil und Haken“ und der „Der Erzähler“ ist „Wenn einer eine Reise tut...“ sein dritter schriftstellerischer Erguss: „Der Hauptgewinn an dem ganzen Publizieren ist, dass es mich und andere erfreut, reich will ich damit nicht mehr werden“, kommentiert der 69jährige Philanthrop seine Unternehmung. Er könne allein über die Suche nach einem Verlag ein weiteres Buch schreiben, so Ludwig über das jahrelange mühevolle Unterfangen, seine Gedanken schließlich gedruckt in Händen halten zu können. Apropos Gedanken – seine insgesamt 21 Kurzgeschichten sind allesamt autobiografisch (auch die letzte, wie er mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit verrät...). Sein Beruf, aber auch seine private Reiselust haben ihn und seine Frau ganz schön herumkommen lassen, Mittelasien, Südamerika, Alaska, USA im allgemeinen und natürlich Europa. „Letztes Jahr waren wir erst wieder in Griechenland und haben kein einziges Mal in einem Hotel übernachtet“, berichtet der Abenteurer Ludwig stolz. Wenn er reist, ist er auf den ersten Blick nicht als Tourist erkennbar, er hasse die „nivea-gesalbten Neckermänner“, wenn sie am Strand in der Sonne braten. In seinen Urlauben steigt er immer auf mindestens 2000 Meter hohe Berge, übernachtet im Wohnmobil oder Zelt und schaut sich Land und Leute an. Das ist für mich Freiheit! „Ich zog es beispielsweise vor, in La Paz Favelas zu besuchen, statt eine Stadtrundfahrt zu machen. Mich interessieren fremde Kulturen, vor allem die Menschen“. Und auch, wenn er oft die Sprache nicht verstand, hat er sich doch verstanden gefühlt. Nicht nur in der Kultur, sondern auch in der Natur ist Herbert Ludwig sehr verwurzelt. „Bereits als zehnjähriger nahm mich mein Onkel auf eine Klettertour mit, die morgens um 5 Uhr begann und abends um 22 Uhr endete. Jedes andere Kind hätte Reißaus genommen, ich habe Feuer gefangen und war von da an der Bergwelt verfallen“. Und dort verfällt er regelmäßig wiederum der Kultur, womit sich der Kreis schließt. „Wobei es ein sehr persönliches Kulturerlebnis ist, wenn ich auf dem Berg sitze und Flöte spiele und mein einziges Auditorium vier Felswände sind, die im Idealfall das Echo zurückwerfen. Das ist schon eine andere Art von Kultur, als wenn ich in der Werkstattbühne vor Publikum auf der Bühne stehe“, so der begeisterte Laienschauspieler. Allerdings hat er mit Publikum kein Problem, auch, wenn er gern alleine auf Bergen sitzt. „Abends in der Hütte war ich schon immer derjenige, der geklämpft hat und dazu gesungen. Insofern hatte ich schon immer meine Bühne!“ Die besten Geschichten schreibt das Leben, das dachte sich der bergsteigende schauspielernde, Vermesser auch, deshalb schrieb er sie auf... aber lesen Sie selbst!

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