Helen Malkowsky im Porträt – Beruf: Regisseurin

von Lothar Reichel

"Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann, den muss man sich vom Halse schaffen." Diese Worte des Bassa Selim in Wolfgang Amadeus Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" hat Helen Malkowsky für ihre Würzburger Inszenierung dermaßen ernstgenommen, dass einem am Schluß des Singspiels das Lachen gründlich vergeht. Und das soll als Lob verstanden werden für eine konsequente, durchdachte Regiearbeit. Ein solch rabenschwarzes Ende macht neugierig auf eine junge Regisseurin, die sicher keine "Anfängerin" mehr ist und dennoch am Anfang eines Berufsweges steht. Er hat sie inzwischen nach Nürnberg geführt, wo Helen Malkowsky als Oberspielleiterin im Bereich Oper fungiert und schon wieder mit einer Neuinszenierung beschäftigt ist: "Der fliegende Holländer" von Richard Wagner wird in ihrer Regie am 3. Dezember Premiere haben. Ein vertrautes Stück, denn die junge Dresdnerin hat immerhin Claus Guth bei dessen Inszenierung der Erlösungsballade für die Bayreuther Festspiele assistieren dürfen. Was ebenfalls zeigt, dass die Karriere von Helen Malkowksy offenbar gut am Gedeihen ist.

Helen Malkowsky inszenierte am MainfrankenTheater „Die Entführung aus dem Serail“.Als "Theaterkind" ist sie in Dresden aufgewachsen, tanzte im Kinderballett, lernte Klavier und wollte unbedingt Querflöte spielen. Also studierte sie dieses Instrument, um dann zu beschließen, lieber doch nicht Orchestermusikerin werden zu wollen. Denn Theater kannte sie "von oben", von der Bühne, und die Verschmelzung von Musik und Bild in der Oper faszinierte sie. So nahm sie eine Assistentenstelle bei der Opernschule Dresden an und brachte mit 22 Jahren die erste eigene Regie auf die Bühne: "Der bekehrte Trunkenbold" von Chr. W. Gluck. Es folgten Assistenzen beim Dresdner Kindertheater, am Staatstheater Saarbrücken und in Basel. Dort wäre die Chance gewesen, mit Herbert Wernicke zu arbeiten, aber der plötzliche Tod des Regisseurs machte diese Hoffnung zunichte. Dafür ging eine andere Tür auf: eben das Zusammentreffen mit Claus Guth und das Angebot für Bayreuth. "Es kamen immer Anrufe für Gelegenheiten, mit denen ich nie gerechnet hätte", sagt Helen Malkowsky. Sie macht beim Gespräch in der Kantine der Nürnberger Oper dabei den Eindruck, als sei sie ziemlich zufrieden mit sich und der Welt und dem Leben. Ja, so habe sie sich das Leben vorgestellt, unterwegs von einem Ort zum anderen, damit beschäftigt, die "Faszination der musikalisch erzählten Geschichte", die Oper ausstrahlt, für sich und andere immer wieder neu zu erschließen. In Würzburg kann man sich das nächste Mal am 11. Dezember ein Bild machen von ihrer Sicht auf die zerbrechliche Welt im Serail des Bassa Selim.

Bildnachweis: Mainfranken Theater

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