Getreu dem Spielzeitmotto startet das Mainfranken Theater „angstfrei“ in die neue Saison

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 10/2015)

Dirk Terwey, kaufmännischer Geschäftsführer des Mainfranken Theaters, freut sich, dass das Theater nach der umfassenden Sanierungsentscheidung des Stadtrates nun getreu dem Spielzeitmotto „angstfrei“ in die Zukunft blicken kann.Noch vor der Sommerpause hat sich der Würzburger Stadtrat für eine umfassende Lösung bei der Generalsanierung (Investitionsvolumen rund 51 Millionen Euro) des Theaters ausgesprochen und auch einen neuen Intendanten aus insgesamt 72 Bewerbern ernannt.

Der 53-jährige Markus Trabusch, zuletzt Schauspieldirektor und stellvertretender Intendant am Theater Augsburg, löst damit Hermann Schneider mit Beginn der Spielzeit 2016/2017 ab.

Schneider wird dann zwölf Jahre die Geschicke des Mainfranken Theaters geleitet haben. Die grundsätzliche Entscheidung für eine Sanierung war lange schon beschlossene Sache. Wie diese konkret ausschauen sollte, war im Würzburger Stadtrat Gegenstand jahrelanger Diskussionen, die – wie es scheint – nun einen glücklichen Ausgang genommen haben.

Wird am Ende doch noch alles gut..., hat Leporello Dirk Terwey, den kaufmännischen Geschäftsführer des Mainfranken Theaters Würzburg, gefragt?

Dirk Terwey (DT): Ich bin optimistisch, dass alles gut gehen wird. Bis dahin liegt aber auf jeden Fall noch viel Arbeit vor uns. Es sind jetzt die wesentlichen Gedanken formuliert: So ist die Entscheidung für eine zusätzliche Spielstätte mit 330 Plätzen gefallen. Das Theater wird sich durch ein neu gestaltetes Eingangsfoyer nach vorne öffnen, einladend zur Stadt hin, mit einer transparenten Glasfassade. Eine Planungsidee ist hierbei ein einsehbarer Ballettprobenraum, wo die Würzburger beim Stadtbummel den Tänzern bei der Arbeit zuschauen können.

Leporello (L): Derzeit ist die Vorderfront des Theaters tagsüber meist dunkel, und kaum einer bekommt etwas von dem regen Treiben mit, das am Tag im Haus stattfindet. Was ist sonst noch geplant, um das Theater mehr in die Stadt zu holen, jenseits der 60 cm, die die neue Spielstätte künftig zusätzlich vom Theatervorplatz beanspruchen wird?

DT: Wir wollen vor allem die Stadt noch mehr ins Theater holen: Das Foyer mit seiner neuen Spielstätte soll generell zu einem offenen Kulturraum der Stadt werden. Es kann eine Location für Vorträge, Veranstaltungen oder Kooperationen verschiedenster Art sein. Angedacht ist hier auch eine ständige Gastronomie im Theater, die tagsüber geöffnet hat und auch im Außenbereich bewirtschaftet wird. Zudem wird das Theater noch mehr als sonst in der Stadt unterwegs sein. Wichtig ist es aber, dass das vorliegende Sanierungskonzept es ermöglicht, den Kernspielbetrieb während der Umbauphase am jetzigen Standort zu halten. Eine der elementarsten Entscheidungen, die getroffen wurde, war die, dass alle betrieblichen Funktionen unter einem Dach vereint sein sollen: das heutige Große Haus und die neue Bühne, die Werkstätten, der Orchesterprobenraum, die Probenräume generell. Damit geht eine effiziente Organisationsstruktur einher, und die Arbeitsabläufe können wirtschaftlicher gestaltet werden. Das Theater wird darum verlängert und aufgestockt. Die Funktionsbereiche im heutigen Nebengebäude in der Oeggstraße sollen in das künftige Haupthaus integriert werden. Dabei ist es eine besondere Herausforderung, die Sanierung des Theaters bei laufendem Spielbetrieb umzusetzen.

L: Die Würfel sind nun endlich gefallen, wann rollen die Bagger an?

DT: Geplant ist der erste Bauabschnitt für den Herbst 2017. Dann soll in einem ersten Schritt die neue Spielstätte errichtet werden, Richtung Theatervorplatz. Wenn diese dann nach einer geplanten Bauzeit von einem guten Jahr in Betrieb genommen werden kann, werden wir den Spielbetrieb vom Großen Haus nach vorne verlagern. Dann werden in einem zweiten Schritt der Backstage-Bereich und das Große Haus saniert bzw. erweitert. Dies wird nochmals bis zu 2,5 Jahre in Anspruch nehmen. 2021 könnte dann das gesamte Haus wieder in Betrieb genommen werden. Bislang liegen diese Pläne als Machbarkeitsstudie vor, in den kommenden Monaten werden die Planungen weiter konkretisiert.

L: Das Mainfranken Theater verlässt vertraute Pfade und geht gleich in mehreren Richtungen neue Wege: Mit der Sanierung baulich, äußerlich und mit der neuen Intendanz auch konzeptionell und personell. Wird alles neu und anders?

Kaori Morito und Aleksey Zagorulko in der WA- Premiere (15. Oktober) „Der Fall Carmen“DT: Das ist das Spannende an Theaterarbeit, dass sie sich immer wieder neu erfindet. Die künstlerische Handschrift von Markus Trabusch und seinem Team wird natürlich neu sein. Aber es bleiben auch wichtige Konstanten und bekannte Gesichter, zum Beispiel der Generalmusikdirektor Enrico Calesso und die Ballettdirektorin Anna Vita, und so mischt sich Neues mit Vertrautem.

L: „Angstfrei“ ist das Spielzeitmotto. Mutig voranschreiten heißt es nun nach einer guten Bilanz der letzten zwei Spielzeiten und einem guten Auftakt mit Theaterfest und den ersten Premieren von „Der Revisor“, „Junge Klassiker – Odyssee Short Cuts“, „Quartett“ und WA-Premieren von „Allessandro nell´Indie“, „Frontgarderobe“ und „Der Fall Carmen“. Oder?

DT: Das Theater hatte rund 137.000 Besucher in der gerade abgeschlossenen Spielzeit. Das war ein erneuter Zuwachs im fünfstelligen Bereich gegenüber dem Vorjahr. „Schneewittchen“, „Butterfly“, die „Faust Short Cuts“... , es gab eine Serie von Produktionen, bei denen es kaum noch Karten gab. Der neue Intendant kann in seiner ersten Spielzeit 2016/2017 auf dieser guten Basis aufbauen. Wir freuen uns auf den Start der neuen Intendanz und auf die neuen Wege, auf die uns Markus Trabusch mitnehmen wird.

Das Interview mit Dirk Terwey, dem kaufmännischen Geschäftsführer des Mainfranken Theaters, führte Leporello- Chefredakteurin Susanna Khoury.

Bildnachweis: Gabriela Knoch, Falk von Traubenberg

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