Christian Kreppel am Theater Schweinfurt: Neuer Chef – neue Zukunft

von Lothar Reichel

Christian Kreppel ist Nachfolger von Rüdiger Nenzel als Intendant des Schweinfurter Theaters. Erste sichtbare Veränderung: Der aktuelle Spielplan ist jetzt ein kompliziertes Faltblatt geworden – aber immerhin ein Leporello. Die darin angekündigten Vorstellungen allerdings tragen natürlich noch die Handschrift des Vorgängers. Christian Kreppel ist als neuer Chef mittlerweile ganz im Theater der Stadt Schweinfurt angekommen, und es liegt auch sein erster Spielplan für 2006/07 vor. Darin gibt es Veränderungen; vielleicht nicht ganz so deutlich sichtbar, scheint es eine Richtungsänderung zu geben.

 

“Theaterkind”

Er hat es angekündigt: Mehr Tanz werde es geben, das klassische Handlungsballett darf wieder auf die Bühne. Dafür allerdings weniger Oper, und da überrascht die Rigorosität schon. Nur zwei Opern in der gesamten Spielzeit, Verdis "Troubadour" und Nicolais "Lustige Weiber von Windsor", dazu noch die Wiederentdeckung eines Singspiels, "Der Stein der Weisen" – das ist diskussionswürdig. Ob die erstaunliche Fülle an Musicals und Operetten in der Qualität daherkommen wird, die man bislang im Schweinfurter Theater gewohnt war, bleibt abzuwarten. Denn ob "Les Misérables" oder "Joseph" – die Tourneeproduktionen können nun einmal nicht das bieten, was das Publikum aus den großen Musicalhäusern kennt. "Man muß viele erreichen", hat mir Christian Kreppel bei unserem Kennenlerngespräch gesagt. Das ist richtig, und darüber haben wir alle in den letzten Jahren unendlich viel diskutiert. Erreicht man neues und junges Publikum durch spannende, ambitionierte, auch provokative Spielpläne, oder setzt man auf einen populären Gemischtwarenladen? Landauf, landab wird an dieser Frage herumprobiert, jede Partei hat gute Argumente auf ihrer Seite.

Es ist das gute Recht eines "Neuen", seine Sicht der Dinge auszutesten – also schau’n wir mal. Christian Kreppel ist ja ein richtiges "Theaterkind", sein Vater war Sänger an der Wiener Staatsoper, er selbst hatte Gesangsunterricht und hat als Bühnentechniker gearbeitet. Die letzten sechzehn Jahre arbeitete er beim Eurostudio Landgraf, einer großen Agentur für Theater- und Musikproduktionen. Die täglichen Erfordernisse des Gastspielbetriebs kennt er also bestens, und mit der Frage "Was läßt sich verkaufen, was nicht?" ist er vertraut. In der Kunst allerdings gibt es auch noch ein "Dazwischen": Da geht es auch um Wagnis und Risiko, um Verstörung und Provokation, um eine neue Sicht der Dinge. Davon lebt Theater. Aber das weiß Christian Kreppel natürlich genauso gut wie ich – wir sind gespannt auf die Zukunft des Schweinfurter Theaters.

Bildnachweis: Theater Schweinfurt

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