200 Jahre MainfrankenTheater: Christian Manuel Oliveira im Portrait

von Werner Häußner

Mit elf Jahren hat er einen Vorlese-Wettbewerb gewonnen, mit sechzehn war er Dramaturgiehospitant am Frankfurter Schauspiel, danach hatte ihn das Bühnenvirus unheilbar infiziert. Jetzt ist Christian Manuel Oliveira mit seinen 26 Jahren jüngstes Ensemblemitglied des Würzburger Schauspiels und war 2004 glücklicher Preisträger des Förderpreises des Theaterfördervereins. Das Theater als Ort, an dem Geschichten erzählt werden, hat er erst entdeckt, als er bei Goethes „Tasso“ oder Becketts „Glückliche Tage“ in den Proben saß.

"Ich hatte viel Glück“

Und dann hat er in der Schule „Andorra“ gelesen, wollte unbedingt den Andri spielen: „Das Anders-Sein hat mich fasziniert“, urteilt Oliveira aus der Rückschau. So hat er an seinem Gymnasium eine Theatergruppe gegründet: „Wir waren eine wunderbare Klasse.“

Es folgte das Ensemble des Schülerclubs am Schauspiel Frankfurt, eine gute Freundin, die ihm Mut gemacht hat, dorthin zu gehen, wo sich Talente sammeln, die Arbeit mit einer Regisseurin aus Südamerika und das Vorsprechen an der Frankfurter Schauspielschule. Unter sechshundert sind vier genommen worden, bemerkt der schmale junge Mann. Er war dabei: „Ich habe schon realisiert, wie viel Glück ich hatte.“

Beeindruckend der Charakterwechsel zum „Rechtsradikalen“ im Stück Cherry Dogs am Mainfranken Theater. Was dann kommt, nennt er eine „unheimlich intensive Zeit“: Mit dem Rückhalt seiner portugiesischen Eltern arbeitet Oliveira nicht nur mit den Pädagogen an der Schule. Er sieht hervorragende Schauspieler auf der Bühne. Und er steckt nach vier Jahren Studium 78 Bewerbungen in den Briefkasten, die letzte adressiert an das Würzburger Mainfrankentheater. Das Glück bleibt ihm treu: Der Junge mit der sympathischen Stimme bekommt von Reinhold Röttger und Hanfried Schüttler einen Zwei-Jahres-Vertrag und sieht sich einer Situation gegenüber, die ihn überrascht und herausfordert: „An der Schule habe ich Liebhaber und verträumte Dichter gespielt. Jetzt werde ich als Frau und Sexsymbol besetzt (Marlene Dietrich in “Piaf“) und spiele drei Monate später einen Rechtsradikalen („Cherry Docs“).“ Für Oliveira ist das Würzburger Engagement „das beste, was mir passieren konnte“. Hier hat er eine faire Chance, sich vorzustellen, wie er ist und was er kann. Zur Zeit tut er das als Prinz Agis in der Marivaux-Komödie „Triumph der Liebe“, demnächst in den Kammerspielen in der „Ballade von Kati und dem Baum“ von Andrzej Maleska und im Mai in einer Bearbeitung von Edmond Rostands „Cyrano de Bergerac“. Den Würzburgern bleibt Christian Manuel Oliveira vorläufig erhalten: Sein Vertrag ist verlängert und er freut sich auf neue kreative Anforderungen.

Bildnachweis: Mainfranken Theater

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