Oskar Vogel spielte auch als Lehrer ein wenig Theater

von Renate Freyeisen

Oskar Vogel unter der Allonge-Perücke als Isaac Newton in dem Stück ­­

Im letzten Jahr stand er 174mal auf der Bühne, die Proben nicht eingerechnet: Oskar Vogel, als Schauspieler nicht wegzudenken aus der freien Würzburger Theaterszene. Wer mit so viel Herzblut an den Brettern hängt, welche die Welt bedeuten, der nimmt dafür schon mal eine kleine Verstimmung seiner Ehefrau in Kauf wegen seines zeitraubenden Engagements. Abgesehen vom „Rekordjahr“ 2008 mit sechs Produktionen, an denen er beteiligt war, hat der jugendlich wirkende, sportlich drahtige Pensionist seine Rollen immer so verteilt, dass er noch Zeit für Familie und Beruf hatte. Denn er war gerne Lehrer. Eigentlich aber zeigte sich seine Liebe zum Theater schon früh. Als Kind führte er immer etwas vor; als Schüler lernte er heimlich Rollen auswendig, trat sogar während des Abiturs auf. Doch der Vater befand: Schauspieler – ein brotloser Beruf. So wurde Vogel Volksschullehrer, weil das im Studium am schnellsten ging. Das hat er nie bereut. Er lacht: „Auch das Klassenzimmer ist irgendwie eine Bühne; jeder Lehrer spielt, wenn er erfolgreich sein will, ein bisschen Theater“.

Im „Jedermann“ (Chambinzky, Würzburger Rathaushof) spielte er den ­Sensenmann.

Er war Lehrer mit Leib und Seele, leitete 18 Jahre als Rektor die Zellerauer Hauptschule, hat mit seinen Schülern aus dem angeblich problematischen Stadtteil viel unternommen. 2005 ging er, hoch geehrt, in den Ruhestand. Doch schon vorher fing die Vorbereitung zum Unruhestand an: 1995/6 begann er, an den freien Würzburger Bühnen Theater zu spielen, in „Heute weder Hamlet“ am Neunerplatz. Bis dato hat er in 17 Stücken, davon dreimal in „Die Physiker“, ebenso oft in „Schweig Bub“, wichtige Figuren glaubhaft mit viel Einsatz verkörpert, ihnen unverwechselbares Profil verliehen. Dabei reiften die Rollen, veränderten sich; so wurde z.B. „Onkel Willi“ immer „fieser“. Vogel will sich mit einer Figur auseinandersetzen, von ihr zum Nachdenken angeregt werden. Deshalb gefallen ihm seichte Boulevardstücke wie „Charleys Tante“ am wenigsten.

Als „Onkel Willi“ überzeugte Vogel in „Schweig’ Bub“ (Chambinzky).

In intelligenten Komödien oder Klassikern fühlt er sich am wohlsten. Auf die Bedeutung der Sprache und eine gut verständliche Artikulation legt er besonderen Wert. Das hört man. Jetzt freut er sich schon auf den Herbst, auf Schillers „Maria Stuart“ in der Werkstattbühne; da wird er den Shrewsbury spielen, „die einzig moralische Person im Stück“. Im Herbst, vom 8. bis 11. Oktober, er auch die „Zellerauer Kulturtage“ zum 11. Mal veranstaltet. Hervorgegangen sind sie aus einem Projekt mit seinen Schülern, finden nun im Stadtteil großen Anklang. Die Hauptprogrammpunkte: am 9. Oktober ein „Kulturbunter Abend“ mit Ballett, Gesang, Magie, Gedichten und Jazz, und am 11. Oktober ein Künstlerbazar im Vogel Convention Center.

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