Markus Grimm „spielt“ seinen Roman „Balthasar Neumann“ in der Würzburger Residenz

von Manfred Plagens (erschienen in Ausgabe 12/2011)

Die Bauwerke Balthasar Neumanns sind nachhaltig. Zu Recht hat er den Titel „Architekt der Ewigkeit“ von Grimm bekommen.

Sein Bild zierte einst den 50-DM-Schein. Die von ihm geplante Würzburger Residenz gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Seine Bauwerke sind Barock in Vollendung.

Um sie zu bestaunen, kommen Menschen aus der ganzen Welt nach Würzburg und Franken. Wer war der im Januar 1687 im böhmischen Eger geborene, geniale Baukünstler von europäischem Rang, der in Kontakt stand mit den größten Künstlern seiner Zeit, mit den mächtigsten Fürsten und Bischöfen.

Wer war dieser unermüdliche umher reisende Schöpfer Dutzender Baudenkmäler an Main und Rhein, zwischen Würzburg, Bonn und Bruchsal? Wer war der Mann, der wie kein anderer Würzburg und Franken sein unverwechselbares Gesicht gegeben hat? Wer war der Mensch „Balthasar Neumann“?

Dieser Frage gehen der renommierte Würzburger Schauspieler, Sprachbewahrer und Kulturpreisträger Markus Grimm und der Produzent und Veranstalter für kulturelle Ereignisse Herbert Löw in ihrem „Balthasar Neumann Projekt“ nach. Herbert Löw fungierte als Ideengeber und Produzent für das überaus engagierte Projekt.

Seine Leidenschaft für Balthasar Neumann rührt von seiner Herkunft: Im hessischen Heusenstamm aufgewachsen, verlebte Löw Jahre seiner Kindheit und Jugend im Umfeld der von Balthasar Neumann geplanten Kirche St. Cäcilia.

Der andere Kopf des Projekts ist Markus Grimm, der seine Zuschauer seit Jahren mit seinem ausdrucksstarken und schauspielerisch exzellenten literarischen Erzähltheater (Dickens „Weihnachtsmärchen“, Stevensons „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ oder Goethes „Werther“) und seinen biografischen Monologen (Riemenschneider, Schiller, Mozart) in den Bann zieht.

Am 14. Januar 2012 (weitere Termine 21. Und 28. Januar 2012) feiert das „Balthasar-Neumann-Projekt“ im Fürstensaal der Würzburger Residenz um 20 Uhr seine Premiere. Grimm und Löw möchten den Menschen Balthasar Neumann, der 1711 als Metallgießergeselle nach Würzburg kam, neben der Würzburger Residenz beispielsweise das Schloss in Werneck oder die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen erbaute und 1753 in Würzburg als barocker „Star- Architekten“ verstarb, ihrem Publikum auf unterhaltsame und intelligente Weise nahebringen.

Dies gleich auf dreifache Weise: In seinem kürzlich erschienen Roman „Balthasar Neumann, Architekt der Ewigkeit“ (Echter-Verlag, Würzburg) beleuchtet Markus Grimm das Leben und die Vision des genialen Architekten. „Die Räume Balthasar Neumanns haben die Tendenz zur Entgrenzung, jenseits des Raumes beginnt die Ewigkeit“, so der studierte Theologe Markus Grimm bei der Vorstellung des Neumann-Buches.

Auf der Bühne wird Neumann von Markus Grimms in Persona zum Leben erweckt. Dabei werden seine Vision und das barocke Zeitalter, die Würzburger Blütezeit unter den Schönborn-Bischöfen, dem Publikum sichtbar, hörbar, fühlbar – und letztlich erlebbar.

Das Publikum darf sich bei den Lesungen in historischen Räumen auf spielerische Geschichtsvermittlung gepaart mit Fiktion freuen. Diese szenische Darbietung gibt es als abendfüllendes Theaterstück, in dem Markus Grimm seinen Roman für die Bühne adaptiert; als flexible, den Gegebenheiten und Bedürfnissen der Interessenten angepasste Kulturveranstaltung an Orten, an denen Neumann gewirkt hat, und im Rahmen von Event-Veranstaltungen in historischem Ambiente (historische Weinproben und Menüs).

Schließlich ist von Löw und Grimm geplant, das „Balthasar- Neumann-Projekt“ filmisch umzusetzen. „Vielleicht kann unser Projekt dazu anregen, sich wieder näher und intensiver mit Balthasar Neumann zu beschäftigen. Seine Bauwerke, Räume und Gebäude als einzigartiges Zusammentreffen von handwerklichem Wissen und visionärer Baukunst neu zu sehen, zu ergründen, auf sich wirken zu lassen.

Einen neuen Blick und schließlich eine neue Idee davon zu erhalten, wie zeitlos und ewig Balthasar Neumanns Architektur auch in der heutigen Zeit noch ist“, so der Wunsch der beiden Partner des „Balthasar Neumann Projekts“.

INFO: Karten für die Premiere am 14. sowie für die Vorstellungen am 21. und 28. Januar 2012 um 20 Uhr in der Würzburger Residenz unter Telefon 0931.372398 in der Touristinformation Falkenhaus am Markt in Würzburg, Mo bis Fr 10 bis 18 Uhr Sa 10 bis 14 Uhr. Darüber hinaus in der Buchhandlung Dreizehneinhalb, Eichhornstraße 13 1/2 in Würzburg oder unter E-Mail info@ balthasarneumann.de

Grimms Neumann
„Er fühlt sich so wunderbar leicht, als besäße er gar keinen Körper…“, so beginnt keine Science-Fiction- Geschichte, sondern der Roman des Schauspielers Markus Grimm über die historische Gestalt des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann.
Grimm breitet keine trockene Abhandlung aus; er schwebt gleichsam als einfühlsamer Beobachter über vergangenen Zeiten, erzählt spannend, sehr anschaulich, mit Humor aus mehreren Perspektiven, aus der Sicht eines anfangs etwas mysteriösen Franz Anton Rohrer, der auf der Suche nach Neumann nach Würzburg kommt, aber ausgerechnet an dessen Todestag am 19. August 1753 hier eintrifft, aus der Sicht Neumanns, aus der eines Wirtes an der Alten Mainbrücke.
Diese Personen ergeben ein buntes Bild vom Geist der Zeit und der damaligen Stadt, vom Charakter der jeweiligen Fürstbischöfe, dem Werdegang und Wesen Neumanns. Da wird auch fränkisch weich gesprochen – mit „Übersetzung“ -, französisch parliert, und der Leser erfährt nebenbei technische und geschichtliche Details. Vor allem aber kommt er in den Dialogen den damaligen Menschen näher.
Grimm gliedert sein Buch „Balthasar Neumann. Architekt der Ewigkeit. Sein Leben, seine Vision“ in acht Kapitel mit symbolischen Überschriften. Beim Lesen oder Hören erfährt man vom Aufstieg Neumanns vom Sohn eines Tuchmachers in Eger zum Glockengießer, Geschützmeister, Konstrukteur von Befestigungsanlagen und Ingenieur von Wasserleitungen in Würzburg, und schließlich zum Architekten der Schönborn-Bischöfe beim Bau von Schlössern, Kirchen und Treppenhäusern, geleitet von der Vision der idealen Raumgliederung.
Letztlich will Grimm zeigen, dass Neumann Werke für die Ewigkeit geschaffen hat. Sehr lesenswert!
INFO:
Echter-Verlag Würzburg, als Buch oder Hörbuch erhältlich

Bildnachweis: Artcon, Echter Verlag

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