...Bernd Franke? – Er entwirft Bühnenbilder in Würzburg und Helsinki

von Susanna Khoury

Im Dezember 2003 zierten verschneite Weihnachtskulissen en miniature das Titelblatt vom Leporello. Die unendlich vielen liebevollen Details, die es in der Weihnachtsstadt zu entdecken gab, trugen die Handschrift vom damals fest am Würzburger Stadttheater engagierten Bühnenbildner Bernd Franke. „Miniaturen bauen ist mein zweites Standbein, wenn es mit dem großen Bühnenbilder entwerfen nicht so klappt“, wirft Franke schmunzelnd ein. Seit vielen Jahren klappt es „toi, toi, toi“ mit den Gastaufträgen fürs Entwerfen sehr gut. So gut, dass er sein Miniaturstandbein fast gänzlich eingefahren hat. „Es gab Spielzeiten, wie beispielsweise unter Dr. Kleen, da habe ich zehn Stücke in einer Spielzeit entworfen, sieben auf der großen Bühne, drei in der Kammer und war noch als Gast unterwegs. In diesen Jahren sind sogar die Jahreszeiten an mir vorüber gezogen, ohne dass sie von mir bemerkt worden waren“, erinnert sich der Kreative mit der unvergleichlichen Handschrift. Das möchte er so nicht mehr, daher habe er damals auch sein Festengagement gekündigt, um aus diesem „Produzieren am Fließband“ herausbrechen zu können. Der gebürtige Oldenburger lebt seit 16 Jahren in Würzburg, und kehrt trotz zahlreicher Fremdgänge immer wieder an das Würzburger Haus zurück. „Ich möchte es nicht missen, in Würzburg zu arbeiten, es ist wie Heimkommen!“, betont Franke. „Man kennt die Mitarbeiter in den Werkstätten, die Beleuchter, das ganze künstlerische Personal, Winni an der Garderobe. Das ist einfach schön!“ Auch wenn Theater wie Lübeck, Oberhausen, Koblenz, Aachen, Hagen, Darmstadt, Erfurt, Cottbus oder Chemnitz, ebenso wie Bern, Lichtenstein und Helsinki ihre Vorzüge haben, Vertrautheit wiegt mehr. Daher ist er auch für das Bühnenbild vom „Rosenkavalier“, der am 17. April im Würzburger Haus Premiere hat, gerne wieder hier zu Gast. Und weil wir uns auch nicht erst seit gestern kennen, hat er für Leporello ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, was denn die Zuschauer in Sachen Bühne bei der Richard Strauss-Oper erwartet. „Der Raum wird durch Licht und Mobiliar verändert, das Möbel, das in allen drei Bildern wiederkommt, ist das Bett und das aufwändigste Bühnenelement, ist die Rosenkavalierwand. Hier wurden eigens Rokoko-Ornamente in Kunststoff gegossen und auf ein Drahtgestell montiert, was den Eindruck einer rausgerissenen Wand vor der Originalwand entstehen lässt.“ Aber alles soll auch nicht verraten werden, daher schwenken wir nach Helsinki, wo Bernd Franke im September dieses Jahres für das Bühnenbild von „Aida“ in der finnischen Nationaloper verantwortlich zeichnet. Während er im Würzburger Haus sich mit seinem Etat schon wieder nach der Rokokodecke strecken muss, wird in Helsinki über Geld eigentlich nicht gesprochen. „Dort macht man einen Vorschlag, präsentiert die Lösung, die man für ein Stück gefunden hat. Dann sagen die Verantwortlichen „Ja“ Bernd Franke kreiiert Optiken für Bühnenbilder.oder „Nein“. Wenn sie „Ja“ sagen, wird der Entwurf durchgewunken und das Geld, was dafür nötig ist, bereit gestellt“, so Franke. Aber das Grandiose an Bernd Franke ist, er kann auch mit einem kleinen Budget Großes bewirken. Das stellt er zumindest bei seinen Arbeiten in Würzburg jedes Mal aufs Neue unter Beweis. „Das Publikum ist von Filmen und auch von anderen großen Theatern in Sachen Bühnenbild und Ausstattung verwöhnt, so dass es enttäuscht wäre, wenn im städtischen Haus nur eine Wand oder ein Stuhl stehen würde, aus welchen Gründen auch immer...“, resümiert der an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und Stuttgart studierte Bühnenbildner. Wie er sich sehe, mehr als Handwerker oder mehr als Künstler, habe ich ihn gefragt. Zunächst war er sprachlos, was Bernd Franke selten ist, dann meinte die sympathische Frohnatur: „Das hat mich noch niemand gefragt und ehrlich gesagt, habe ich auch noch nie darüber nachgedacht.“ Aber er sei von Beidem, es stecke schon ein großer Handwerker in ihm drin, aber auch ein Künstler mit vielen Ideen. Jedoch, wenn er nur Künstler wäre, könne ja niemand seine Modelle umsetzen.... Er ist halt ein „Kreativer mit Bodenhaftung“ und noch dazu ein sehr Guter. Chapeau!

Bildnachweis: Privat, Jendryssek

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