Ingo Klünder feiert sein 25jähriges Bühnenjubiläum am Würzburger Theater

von Susanna Khoury

Für sein Jubiläumsstück hat Ingo Klünder eigens Unterricht am Kontrabaß genommen. "Solange der Mensch spielt, ist er frei", so der Essayist Friedrich Sieburg. Die Freiheit zu spielen nimmt sich der Theatermann Ingo Klünder seit 35 Jahren heraus, 25 Jahre davon auf der Bühne des Würzburger Stadttheaters. Sein Einsatz als er nach Würzburg kam, war sein Talent, seine Schauspielausbildung und eine Zusatzqualifikation im Fach Musical. "Mein Gewinn nach 25 Spielzeiten sind ein Riesenrepertoire, interessante Menschen getroffen zu haben und eine Weiterentwicklung meiner Person durch intensives Studium unterschiedlicher Charaktere", so der Jubilar. Schauspielerei ist für ihn wie ein Mannschaftssport, Tore kann nur der schießen, der eine gute Vorlage bekommt. Der Spielgedanke ist in vielfacherweise aufs Theater übertragbar. Max Reinhardt hat einmal gesagt, das Theater sei der seligste Schlupfwinkel all jener, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen. "Theater ist kein Kinderkram aber Kinderspiel, insofern, dass man auf der Bühne seine Emotionen und seine Kraft ausleben, Freud und Leid übertrieben mitteilen und in gewisser Weise unbekümmert sein kann", so der ehemalige Max Reinhardt-Schüler. Und Schauspielerei hat auch etwas von einem Geduldsspiel, wenn man beispielsweise mit der Rolle nicht so schnell voran kommt wie man es möchte, oder wenn Regisseure und Kollegen eine andere Konzeption im Kopf haben als man selbst. Was Theater aber auf keinen Fall ist, ist falsches Spiel: "Ich hasse es, wenn jemand sagt, der schauspielert. Schauspielerei hat nichts mit Verstellung zu tun, Schauspielkunst professionell betrieben ist immer echt", betont der Theatermime. Und um diese Authenzität auf der Bühne erreichen zu können, gelten für Ingo Klünder bestimmte Spielregeln. Disziplin im Beruf ist für ihn oberstes Gebot, das heißt pünktlich sein, den Text beherrschen, keinen Alkohol vor der Vorstellung und und und. "Ich fordere immer das Absolute von Anderen, aber auch von mir, weil ich der Meinung bin, das sind wir dem Publikum schuldig", so der Vollblutschauspieler mit der Berliner Schnauze. Punkten beim Publikum könne man eh nur, wenn man über Jahre hinweg konstant gute Leistung bringe, und dass möge das Ziel sein. Apropos Ziel, wer Ingo Klünder kennt, weiß dass es ihm auch mal passieren kann über Selbiges hinauszuschießen. Aber auch das verzeiht man ihm, der er gehört zu wenigen, die es geschafft haben in Würzburg über 25 Jahre hinweg voll und ganz zu überzeugen durch seine Professionalität, seine Präsenz auf der Bühne und seine Direktheit im Spiel. Standingovations! Eine letzte Frage, die uns noch interessiert, wäre: Ist Ingo privat auch ein Spieler: "Nein. Wenn ich eine Spielernatur wäre, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr in Würzburg, nicht mehr verheiratet und hätte mehr auf die Karte "Karriere" gesetzt. Und doch spielt er abends, wenn er vors Publikum tritt ohne Netz und doppelten Boden. "Egal wie gut du vorbereitet bist, jedes Mal, wenn der Vorhang aufgeht, spielt du auf volles Risiko!" Am 2. Oktober in seinem Jubiläumsstück "Der Kontrabaß" von Patrick Süßkind spielt er dazu sogar noch ein Instrument.
Toi, toi, toi Ingo und Herzlichen Glückwunsch!

Parts to remember:
•John Proctor in "Hexenjagd"
•Hjalmar Ekdal in "Die Wildente"
•John in "Die Ratten"
•Trigorin in "Die Möwe"
•Antonio im "Kaufmann von Vendig"
•Lord Leicester in "Maria Stuart"
•Oberon im "Sommernachtstraum"
•Jason in "Medea", Kittel in "Ghetto"
•Abel Znorko in Enigma"
•Lehrer Can in "Andorra"
•George in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf
•Serge in "Kunst"
•Ken Harrison in "Ist das nicht mein Leben"
•Higgins in "My Fair Lady"
•Don Quixote in "Der Mann von La Mancha"
•Peron in "Evita"
•König in "Der König und Ich"
•Georges in "La Cage aux Folles"
•Vandergelder in "Hallo Dolly"
•Conférencier in "Cabaret"

Bildnachweis: M. Schulz

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