„Rüdiger Nenzel...Plaudereien mit Schweinfurts früherem Theaterchef

von Lothar Reichel

Mit dem Rheinland war er immer verbunden, den Charme des Rheinlands hat er gerne im Gespräch spöttisch dem spröden Frankenland vorgehalten, in Interviews die hohe Alltagsphilosophie des Rheinländers zitiert („Et kütt wie’t kütt“) – und nach der Pensionierung ist Rüdiger R. Nenzel mit seiner Frau dann doch im Frankenland geblieben, in Dittelbrunn, wo in einem eng umgrenzten Wohngebiet angeblich die höchste Dichte an Lehrern des Landkreises Schweinfurt anzutreffen sein soll. Da scheint sich der Kulturmensch Nenzel, bis vor zwei Jahren Theaterchef der Stadt Schweinfurt, offensichtlich wohlzufühlen – auch wenn beim Plauderfrühstück die alten Sticheleien gegen fränkische Mentalitäten immer mal wieder durchkommen. Sein „altes Haus“, dessen programmliches Gesicht seit seinem Weggang schon ein bißchen anders geworden ist, besucht er regelmäßig. Viel entspannter seien die Theaterabende heute aber, meint er, die Sorge um Gelingen oder Nichtgelingen sei ja von ihm genommen. Außerdem muß es heute nicht immer nur Theater sein: „die Nenzels“ gehen auch gerne ins Kino, auf der Suche nach anspruchsvollen Filmen. Und sie reisen recht viel: zu Theateraufführungen andernorts und immer in die Schweiz, ins geliebte Wallis. Letzten Sommer war der Besuch des neuen Museums Rietberg in Zürich ein Erlebnis, von dem Rüdiger Nenzel viel erzählt. Mittlerweile ist aus dem Dreiklang „Moderne Architektur – ostasiatische Kunst – Richard Wagner“, der dieses Museum erfüllt, ein Rundfunkmanuskript geworden.

Also schöpferischer Ruhestand und – wie früher auch – sehr nachdenkliches Nachdenken: zum Beispiel über den Rätselvers „Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern“ auf dem Grabstein Rainer Maria Rilkes im Wallis. Da steckt viel drinnen, und Rüdiger Nenzel hat sich die so geschätzte Offenheit bewahrt, mit seinem journalistischen Fragequälgeist über Freuden, Sorgen und Grenzen des Lebens zu sprechen und zu sinnieren. Das war früher so und wird hoffentlich noch lange so bleiben.

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