Im Rahmen des "Kulturforums Mainfranken" sollte im Bockshorn über einen Neustart der Kultur diskutiert werden

von nio (erschienen in Ausgabe 9/2017)

Diskussion auf dem Podium: Ist es Zeit für eine Transformation? Sollten künftig noch deutlicher Aspekte wie die Schere zwischen Arm und Reich, die Diversität der Geschlechter oder die Klimakrise angesprochen werden?

Schon im Sommer fragte der Bayerische Rundfunk (BR): "Neustart der Kultur: Wie viel ist sie uns noch wert?"1 Damals gab es unterschiedliche Stimmen. "Kultur ist ein großer Wert - schön, dass es wieder möglich ist, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen", so ein Kulturinteressierter. Anderen genügte Kultur aus der Konserve via Internet. Das Fazit im Juni: "Das Künstlerdasein ist nicht nur Leidenschaft und Berufung, sondern Beruf."

Eins zu eins könnte dieses Resümee auch für die Veranstaltung "Kulturforum Mainfranken" stehen. Auf Einladung der Akademie Frankenwarte sollten Ende Oktober Impulse für einen Neustart nach 20 Monaten Pandemie gegeben werden. Eingeladen waren Kulturschaffende verschiedenster Sparten, Persönlichkeiten aus der Politik und die interessierte Öffentlichkeit. Doch bis auf ein paar wenige Überlegungen blieben frische Ideen leider aus.

Vielmehr herrschte vor allem große Verunsicherung und Frustration. Der Blick war eher rückwärtsgewandt. Künstlerin Angelika Summa reklamierte fehlenden Diskurs in der Kulturberichterstattung und für sie persönlich keine wirklich greifenden Hilfsprogramme des Staates. "Es ist wie vor 20 Jahren", beschreibt Bockshorn-Prinzipal Mathias Repiscus den Status Quo. Damals zog er mit seiner Kabarettbühne von Sommerhausen in den Kulturspeicher. "Das Publikum zog nur zögerlich mit. Wir kämpfen wie in den Anfängen." Seiner Frau Monika und ihm ist Enttäuschung anzumerken. Beide hatten nach so langer Zeit kultureller Entbehrungen mit "mehr Drängen" des Publikums gerechnet.

Doch nicht nur Repiscus schien verunsichert ob des Stellenwerts, die Kultur innerhalb der Gesellschaft noch habe. Jojo Schulz, Geschäftsführer der Posthalle Würzburg, sieht es ähnlich. Er fragt sich: "Was funktioniert überhaupt noch?". Der erfahrene Konzertveranstalter prognostiziert, dass es noch Jahre dauern werde, bis an die Zeit vor Corona angeknüpft werden könne.

Trotz eines Neustarts mit angezogener Handbremse, möchte keiner der Kunstschaffenden den Kopf in den Sand stecken. Soviel steht fest. Doch der Ist-Zustand kostet Kraft. "Bis heute wird mit unterschiedlichem Maß gemessen", gesteht Volkmar Halbleib, Abgeordneter des Bayerischen Landtags und dort seit 2018 Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst, mit Blick auf die Corona-Regeln ein. Ein weiteres Problem sieht der Politiker in der Organisation der Kulturschaffenden. Hier gebe es unterschiedlich starke Strukturen. SoloselbststŠädige etwa tun sich hier eher schwer.

Natürlich wurde die Zeit des Berufsverbotes von vielen Künstlern auch genutzt. Markus Trabusch, Intendant und Schauspieldirektor Mainfranken Theater Würzburg, hat daher einen etwas positiveren Blick. "Es ist auch viel gut gelaufen. Wir kšnnen stolz auf unsere Region und unser Land sein", meint er. Er berichtet unter anderem von einem intensiven Austausch mit seinen Mitarbeiter:innen, um unter anderem Fragen des Miteinanders zu klären. Sich neu zu erfinden, davon hält er wenig. Immerhin knüpfe man an eine 2000-jährige Tradition an. Er gibt folgenden Rat: "Kultur stellt Übungsräume für Demokratie bereit. Kunst sollte daher versuchen, die Gesellschaft in ihrer Breite anzusprechen."

Ist ein Transformationsprozess der Kultur nötig? Braucht es mehr Diversität? Es gibt viele Richtungen, in die künftig gedacht werden könnte. Erbaulich wirkten zu guter Letzt die Worte von Professor Rudolf Hagen, Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Würzburg, wenn er sagt: "Wir müssen uns an die Hoffnung halten, dass es jetzt wieder nach vorne geht."

Die Würzburger Kulturschaffenden sind am Start. Sie auch?

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1https://www.br.de/nachrichten/bayern/neustart-der-kultur-nach-corona-wie-viel-ist-sie-uns-noch-wert,SdET4dA

Bildnachweis: Susanna Khoury

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