Hermann Schneider tritt in der Spielzeit 2004/2005 die Nachfolge von Reinhold Röttger an.

von Susanna Khoury

"Ich trete mein Amt als Leiter eines Dreispartenhauses an und dafür stehe ich auch ein", sagt Professor Dr Hermann Schneider, der kurz vor Weihnachten seinen Vertrag als neuer Intendant des MainfrankenTheaters 2004/2005 unterschrieben hat. Andererseits räumt der gebürtige Kölner, derzeit Hochschulprofessor in Weimar, aber ein, dass weitere Kürzungen seitens des Freistaates das Boot doch noch zum Kentern bringen könnten.

"Wir sind bereits an die Grenze des Machbaren gegangen, weitere Kürzungen würden das Haus in seiner jetzigen Form tatsächlich in Frage stellen", so der ehemalige Chefdramaturg und kommissarische Intendant des Theaters Eisenach.

750.000 Euro könnte man einsparen, wenn man ein Theater fände, das mit dem Würzburger eine Fusion einginge, eine Art Kompensationsgeschäft: Das Würzburger Haus "liefert" Musiktheater nach irgendwo und irgendwoher kommt ein Gastspielensemble und macht in Würzburg Theater. "Schauspiel abwickeln" - unvorstellbar? Nicht ganz. "Natürlich sind solche Überlegungen da, vor allen möchte ich mir darüber Gedanken gemacht haben, bevor jemand anderes es für mich tut", gibt der neue Chef des MainfrankenTheaters offen zu. Dennoch sähe er es als Gesichtsverlust für die künstlerische Arbeit an, wenn es wirklich dazu käme. Andererseits habe man mit einem Intendanten seiner Generation ein Signal gesetzt: "Der plant etwas für die Zukunft!". Und wie es ausschaut tut er das auch. "Jetzt muss es wieder um die Kunst gehen, nicht mehr nur um Kohle", so Hermann Schneider am Tag seiner Vertragsunterzeichnung. Er möchte, ganz im Sinne von Corporate Identity, das MainfrankenTheater aufbauen. "Ich möchte künstlerisches "Volkstheater" machen, wo Klassiker und deren anspruchsvolle Deutung eine zentrale Rolle spielen", beschreibt Schneider sein Konzept. Mit Wilhelm Tell, Bohème oder Jesus Christ Superstar in seinem kürzlich vorgestellte Spielplan will er darüber hinaus eine junge Zielgruppe ansprechen. "Ich möchte das alte Publikum nicht verkrätzen, aber dennoch ein neues junges Publikum gewinnen", erläutert der 41jährige Hermann Schneider sein Vorhaben. Sich an dem "Klassiker" zu überprüfen, das sei für Regisseure, Schauspieler, Dirigenten oder Sänger eine Bewährungsprobe und Verpflichtung zugleich.

Zeitlose und unzeitgemäße Grundfragen menschlicher Existenz formulieren, visualisieren und zu interpretieren, dafür stehe sein Konzept. Dem klassischen Anspruch setzt er einen zeitgenössischen entgegen mit je einer Uraufführung eines Schauspiels von einem "author in residence" und einer Kammeroper oder einem Kammerkonzert eines "composers in residence" sowie mit Parallelveranstaltungen wie Autorenlesungen oder Workshops zu kreativem Schreiben. Darüber hinaus hat er Pläne für eine Theatercard, mit der man das ganze Jahr über zum halben Preis ins Theater gehen kann. Auch das Abosystem soll gelockert werden, so dass mehr Spielraum für den Freiverkauf bleibt und für die Verlängerung oder Wiederaufnahme gut laufender Stücke. Alles in allem könnten die 60 gestrichenen Vorstellungen den ganzen Theaterapparat beweglicher und dadurch für kurz entschlossenes Publikum auch wieder attraktiver machen. Zu hoffen bleibt, dass für diese Zukunftsmusik der Vorhang am MainfrankenTheater aufgeht!

Anzeigen