Über 30 Jahre wurde die Werkstattbühne in der Rüdigerstraße - seit Gründung der Kellerbühne Ende 1981- vom Theatermacher und streitbaren Geist Wolfgang Schulz geleitet.
Schulz verstand das Theater als „literarisch-politische Bühne emanzipatorischen Charakters“, er schrieb für die Bühne zahlreiche Stücke und Collagen, bei denen er Regie führte und selbst mitspielte.
Im Herbst 2012 verstarb das Theaterurgestein überraschend in seiner Wahlheimat Kreta, seitdem hat der Regisseur und Schauspieler Thomas Lazarus die Leitung der Bühne übernommen.
Leporello-Mitarbeiter und Regie-Kollege Manfred Plagens hat sich mit dem neuen Leiter der Bühne, die zu Beginn der neuen Spielzeit im Herbst 2013 ihren Namen in „Theaterwerkstatt“ wechselt, unterhalten.
Leporello (L): Thomas, Du hast vor
einem halben Jahr – nach dem
überraschenden Tod von Wolfgang
Schulz – die Leitung der „Werkstattbühne“
übernommen. Was
hat dich zu diesem mutigen Schritt
bewogen?
Thomas Lazarus (TL): Wenn du eigentlich
dein Leben lang davon geträumt
hast, Theater nach eigenen
Vorstellungen zu gestalten und
du kriegst auf einmal die Chance,
eine Bühne zu leiten, die über ein
gewisses Renommee, ein kleines
hochmotiviertes Team und eine bescheidene,
aber verlässliche finanzielle
Förderung verfügt, dann gibt
es zwar immer noch viele Bedenken,
die dagegen sprechen. Aber
man müsste sich schon was einfallen
lassen, um da nein zu sagen.
L: Was sind Deine ersten Erfahrungen
als Theaterleiter nach
einem guten halben Jahr?
TL: Anfangs gab es eine Reihe von
Problemen, die bedrohlich schienen:
Wir waren finanziell bereits
im Minus, die Zuschauerzahlen
waren 2012 sehr mau, das Mietverhältnis
für die Räume stand auf
der Kippe... Seitdem hat sich Vieles
überraschend positiv entwickelt:
Wir haben von verschiedenen Seiten
große Unterstützung erfahren,
es hat sich ein Organisationsteam
herausgebildet, das das hervorragend
zusammenarbeitet, und die
Zuschauerzahlen steigen wieder
L: Zur neuen Spielzeit nennt sich
die „Werkstattbühne“ in „Theaterwerkstatt“
um, was ist der Grund?
TL: Es war der Wunsch von Wolfgang
Schulz, dass der Name „Werkstattbühne“
mit ihm verbunden bleiben
sollte. Mit der Namensänderung respektieren
wir diesen Wunsch und
nutzen die Chance für einen Neuanfang.
Gleichzeitig signalisiert
der neue Name „Theaterwerkstatt“
aber auch eine gewisse Kontinuität,
der „Werkstattcharakter“ bleibt für
mich zentral: Ein Ort für intensive
und ehrgeizige Theater-Arbeit, verbunden
mit Experimentierfreude
und einer gewissen Risikobereitschaft.
L: Welche Ziele möchtest Du gerne
ab Herbst in der ersten Spielzeit der
„Theaterwerkstatt“ erreichen?
TL: Es gibt da kein Jahresplansoll.
Aber ich würde gerne einen Prozess
in Gang bringen, der zu einer langfristigen
Weiterentwicklung führt.
Dazu brauchen wir originelle Projektideen
sowie noch mehr Mitwirkende
auf und hinter der Bühne, die
kontinuierlich dabei sind und sich
zugehörig fühlen.
L: Könntest Du uns einen kurzen
Ausblick auf den Spielplan der
„Theaterwerkstatt“ in der Spielzeit
2013/2014 geben?
TL: Am Anfang steht das „Endspiel“
von Beckett. Es gibt eigentlich kein
passenderes Stück für unsere Situation,
weil es die Sinnhaftigkeit des
Weitermachens schonungslos in
Frage stellt, wobei jedoch das „Ende“
keine ersthafte Option ist, sondern
nur als komisches Spiel inszeniert
wird. Im weiteren Verlauf der
Spielzeit bringt dann Cornelia Wagner
ihre eigene Theateradaption
von Oscar Wildes Roman „Das Bildnis
des Dorian Gray“ auf die Bühne.
Vielleicht kommt eine Wiederaufnahme
des erfolgreichen Balladenund
Chanson-Programms „Greife
wacker nach der Sünde“ zustande.
Und mit der irrsinnig komischen
Farce „Verrücktes Blut“ haben wir
auch ein ganz aktuelles Stück im
Spielplan, in dem Dramentexte des
Sturm und Drang mit der sozialen
Realität von heutigen Jugendlichen
zusammenprallen.
L: Thomas, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der „Theaterwerkstatt“.
Das Interview führte Leporello- Mitarbeiter Manfred Plagens.
INFO: www.theaterwerkstatt-wuerzburg.com