Würzburger „Theaterwerkstatt“ löst Wolfgang Schulz´ „Werkstattbühne“ ab

von Manfred Plagens (erschienen in Ausgabe 7 -9/2013)

Neue Produktionen, neue Ideen und neue Gesichter – die Theaterwerkstatt wagt mit einem engagierten Organisationsteam den Neufang (von links nach rechts: Cornelia Wagner, Stephan Ladnar, Christina Strobel, Bernd Albrecht, Theaterleiter Thomas Lazarus, Sabine Lazarus und Uwe Bergfelder).

Über 30 Jahre wurde die Werkstattbühne in der Rüdigerstraße - seit Gründung der Kellerbühne Ende 1981- vom Theatermacher und streitbaren Geist Wolfgang Schulz geleitet.

Schulz verstand das Theater als „literarisch-politische Bühne emanzipatorischen Charakters“, er schrieb für die Bühne zahlreiche Stücke und Collagen, bei denen er Regie führte und selbst mitspielte.

Im Herbst 2012 verstarb das Theaterurgestein überraschend in seiner Wahlheimat Kreta, seitdem hat der Regisseur und Schauspieler Thomas Lazarus die Leitung der Bühne übernommen.

Leporello-Mitarbeiter und Regie-Kollege Manfred Plagens hat sich mit dem neuen Leiter der Bühne, die zu Beginn der neuen Spielzeit im Herbst 2013 ihren Namen in „Theaterwerkstatt“ wechselt, unterhalten.

Leporello (L): Thomas, Du hast vor einem halben Jahr – nach dem überraschenden Tod von Wolfgang Schulz – die Leitung der „Werkstattbühne“ übernommen. Was hat dich zu diesem mutigen Schritt bewogen?
Thomas Lazarus (TL): Wenn du eigentlich dein Leben lang davon geträumt hast, Theater nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und du kriegst auf einmal die Chance, eine Bühne zu leiten, die über ein gewisses Renommee, ein kleines hochmotiviertes Team und eine bescheidene, aber verlässliche finanzielle Förderung verfügt, dann gibt es zwar immer noch viele Bedenken, die dagegen sprechen. Aber man müsste sich schon was einfallen lassen, um da nein zu sagen.

L: Was sind Deine ersten Erfahrungen als Theaterleiter nach einem guten halben Jahr?
TL: Anfangs gab es eine Reihe von Problemen, die bedrohlich schienen: Wir waren finanziell bereits im Minus, die Zuschauerzahlen waren 2012 sehr mau, das Mietverhältnis für die Räume stand auf der Kippe... Seitdem hat sich Vieles überraschend positiv entwickelt: Wir haben von verschiedenen Seiten große Unterstützung erfahren, es hat sich ein Organisationsteam herausgebildet, das das hervorragend zusammenarbeitet, und die Zuschauerzahlen steigen wieder

L: Zur neuen Spielzeit nennt sich die „Werkstattbühne“ in „Theaterwerkstatt“ um, was ist der Grund?
TL: Es war der Wunsch von Wolfgang Schulz, dass der Name „Werkstattbühne“ mit ihm verbunden bleiben sollte. Mit der Namensänderung respektieren wir diesen Wunsch und nutzen die Chance für einen Neuanfang. Gleichzeitig signalisiert der neue Name „Theaterwerkstatt“ aber auch eine gewisse Kontinuität, der „Werkstattcharakter“ bleibt für mich zentral: Ein Ort für intensive und ehrgeizige Theater-Arbeit, verbunden mit Experimentierfreude und einer gewissen Risikobereitschaft.

L: Welche Ziele möchtest Du gerne ab Herbst in der ersten Spielzeit der „Theaterwerkstatt“ erreichen?
TL: Es gibt da kein Jahresplansoll. Aber ich würde gerne einen Prozess in Gang bringen, der zu einer langfristigen Weiterentwicklung führt. Dazu brauchen wir originelle Projektideen sowie noch mehr Mitwirkende auf und hinter der Bühne, die kontinuierlich dabei sind und sich zugehörig fühlen.

L: Könntest Du uns einen kurzen Ausblick auf den Spielplan der „Theaterwerkstatt“ in der Spielzeit 2013/2014 geben?
TL: Am Anfang steht das „Endspiel“ von Beckett. Es gibt eigentlich kein passenderes Stück für unsere Situation, weil es die Sinnhaftigkeit des Weitermachens schonungslos in Frage stellt, wobei jedoch das „Ende“ keine ersthafte Option ist, sondern nur als komisches Spiel inszeniert wird. Im weiteren Verlauf der Spielzeit bringt dann Cornelia Wagner ihre eigene Theateradaption von Oscar Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ auf die Bühne. Vielleicht kommt eine Wiederaufnahme des erfolgreichen Balladenund Chanson-Programms „Greife wacker nach der Sünde“ zustande. Und mit der irrsinnig komischen Farce „Verrücktes Blut“ haben wir auch ein ganz aktuelles Stück im Spielplan, in dem Dramentexte des Sturm und Drang mit der sozialen Realität von heutigen Jugendlichen zusammenprallen.

L: Thomas, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der „Theaterwerkstatt“.

Das Interview führte Leporello- Mitarbeiter Manfred Plagens.

INFO: www.theaterwerkstatt-wuerzburg.com

Bildnachweis: Theaterwerkstatt Würzburg

Anzeigen