kunstvoll Verlag im Gespräch mit Dr. Manfred Plagens und Thomas Lazarus

von Susanna Khoury

»Es gibt kein Firmament mehr. Texte und Szenen von Antonin Artaud.« wurde im Herbst 2001 von Thomas Lazarus in der WerkstattBühne inszeniert.

"Freiheit" ist das Schlüsselwort, wenn man die Jungregisseure Dr. Manfred Plagens (theater ensemble) und Thomas Lazarus (Werkstattbühne) fragt, was sie so an ihrem Arbeit in der freien Theaterszene fasziniert. "Es gibt kein festes Ensemble, nicht so viele Reglementierungen und nicht so einen großen Druck, bis da sind Proben und nach vier Wochen Premiere", so der Schützling von Norbert Berteaux, Manfred Plagens. Natürlich hat diese "große Freiheit" auch ihre Kehrseite. Zur Vorarbeit eines Stückes gehört es potentielle Schauspielkandidaten für eine etwaige Rolle aus dem eigenen Adress-Register zusammenzussuchen, sie dann noch überzeugen, dass sie unbedingt mitmachen müssen und zu guter letzt Probentermine vereinbaren. Oft sind noch Musiker zu organisieren, und Bühnenbild und Licht zu koordinieren. Ganz zu schweigen von der Pressearbeit und der Werbung, für die man als Regisseur seines Stück in der Werkstattbühne oder im theater ensemble selbst verantwortlich ist. "Man ist Chefdrahtzieher, hat für alles die Verantwortung, koordiniert viele gute Leute und zurrt ein Gesamtkonzept fest", so Thomas Lazarus, studierter Kultur- und Theaterpädagoge. Wobei der kreative Prozess mit jeder Probe mehr Eigendynamik bekommt, da die meisten Jungregisseure der freien Szene kein starres Gerüst im Kopf haben, an dass sich ihre Schauspielkollegen halten müssen. Sie bieten Optionen an, die in den Köpfen der andern weitergedacht werden können und auf dem Rückweg meist etwas Größeres und Besseres mit im Gepäck haben. "Wir haben Zeit für Kreativität, einen Luxus, den man sich in als Rädchen in der der Maschinerie eines festen Ensembles eines großen Theaters oft nicht mehr leisten kann", so Plagens. Thomas Lazarus als auch Manfred Plagens kommen beide von der Schauspielerei und haben das Regiefach für sich entdeckt. Beide haben erste Gehversuche als Regisseure gemacht und Erfolge damit zu verbuchen. Da gibt es einen Hermann Drexler (Chambizky, Werkstattbühne) und einen Andreas Büttner theater ensemble, die haben auch mal so angefangen. Jetzt gehören sie schon zu den großen Brüdern, die unzählige Erfolge zu verbuchen haben, aber immer gerne beratend zur Seite stehen. "Andreas Büttner ist ein sehr kommunikativer Mensch, der viel anstößt und bewegt", erzählt Manfred Plagens. Überhaupt findet ein reger Austausch in der freien Szene statt. Man trifft sich, ob dass nun Leute vom Omegatheater (Matthias Hahn, Thomas Berndt) sind, von der Werkstattbühne (Gaspar Ochoa Ruiz, Markus Czygan) oder der Florian Hofmann vom Chambinzky, der als Newcomer die Comedy-Lounge dort etabliert hat oder Britta Schramm vom Neunerplatz. Das Wichtigste ist, man bewahrt die bunte Theaterlandschaft und einen kollegialen, aber dennoch kritischen Blick auf die Arbeit der Anderen. Denn nur so kann unterschiedliche Ästhetik auf möglichst vielen verschiedenen Bühnen der Region entstehen, reifen und immer neue Ableger tragen. Damit die Jungregisseure von heute morgen andern Newcomern als große Brüder beistehen können.

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