Elke Hesse – Intendantin der Bad Hersfelder Festspiele.

von Susanna Khoury

Die waschechte Wienerin Elke Hesse hat mit Bravour ihre erste Spielzeit als Intendantin der Bad Hersfelder Festspiele gemeistert – aller kritischen Stimmen zum Trotz.

Über ein halbes Jahrhundert gibt es die Bad Hersfelder Festspiele (Premiere 1951) und 2005 waren sie nun erstmals mit einer Frau als Intendantin besetzt. Elke Hesse (42), waschechte Wie-ner, hat ihre Sache sensationell gut gemacht. Trotz Kritik im Vorfeld der ein oder anderen Inszenierung zollten ihr sowohl Publikum als auch Presse gebührend Applaus. "Auch die Fußball-WM hatte den Zuschauerzahlen keinen Abbruch getan, wir hatten dennoch mehr Besucher als im letzten Jahr, wobei wir in den Pausen, vor und nach dem Stück den Fußballbegeisterten mit der Durchsage der Spielstände entgegengekommen sind", berichtet die zweifache Mutter, die mit beiden Beinen im Leben steht. Apropos Leben, die Bad Hersfelder stießen in ihrem täglichen Lebenauf Schritt und Tritt auf sie und ihre Inszenierungen. Mit zahlreichen Aktionen hat die frühere PR-Frau die Festspiele in den Alltagvon Bad Hersfeld geholt, beispielsweise mit einer Faust-Apotheke, mit einem Straßenbespielungskonzept der Folkwangschule aus Essen oder einer Skulptur, die eigens von einer bildenden Künstlerin für die Festspiele und das Faust-Stadt-Projekt gefertigt wurde. "Mein Wunsch ist es, dass sich die Hersfelder mit ihrem Festival identifizieren, dass es sie tangiert", sagt die Theater- und Musikwissenschaftlerin, die vor drei Jahren im Wiener Schauspielhaus angestellt war.

Dass sie von der Schauspielerei auf der Bühne zu einer Arbeit hinter die Kulissen wechselte, hat sie wie sie selbst sagt, ihrer eigenen guten Einschätzung und befreundeten Kollegen zu verdanken. "Ich habe ein wahnsinniges Organisationstalent und fühle mich in der Produktion mehr zuhause als auf der Bühne". Auch in der Besetzung der Festspiele verlässt sich die frühere Schauspielerin, die in Wien, Düsseldorf und Hamburg gespielt hat, auf ihren Bauch. "Mein Gefühl trügt mich fast nie, ich muss die Leute kennenlernen und dann entscheide ich, ob sie ins Ensemble passen oder nicht. Dass jemand sein Handwerk beherrscht, eine entsprechende Stimme hat, die auch in der Ruine trägt, ist natürlich Grundvoraussetzung", so Elke Hesse.

Dass sie ein gutes Händchen gehabt hat, das beweisen die äußert erfolgreichen Produktionen "Faust" (mit Rufus Beck als Faust und der Musik Konstantin Weckers), "Der Widerspenstigen Zähmung" (modern aufbereitet von Michael Gruner und dennoch sehr nah am Original) und "Die Dreigroschenoper" (mit Axel Prahl, AnnaKubin und Josefin Platt). 2007 gibt sie den Anhängern der Bad Hersfelder Festpiele nun das, was sie sich auch dieses Jahr sehnlichst gewünscht hatten, ein Musical: "Les Miserables" steht auf dem Spielplan der kommenden Saison 2007. Applaus für Elke Hesse!

Anzeigen