Leporello im Gespräch mit Hermann Schneider über das Auf und Ab seiner Intendanten-Zeit am Mainfranken Theater in Würzburg

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 12/2014)

„Hermann Schneider konnte sich gegen 53 Mitbewerber durchsetzen und wird ab der Spielzeit 2016/2017 die künstlerische Ausrichtung des Landestheaters Linz verantworten“, hieß es in einer Pressemitteilung des Linzer Theaters Anfang Oktober diesen Jahres.

Nicht nur für Hermann Schneider, der dann zwölf Jahre die Leitung des einzigen Drei-Sparten-Hauses in Nordbayern inne hatte, bedeutet dieser Zuschlag eine große Veränderung.

Auch für das Mainfranken Theater mit seinen rund 250 Mitarbeitern sowie für die Stadt Würzburg, die nun in die seit 2008 laufende Sanierungdebatte einen neuen Mann/eine neue Frau einbeziehen muss.

„Klug, wäre es zumindest“, meint Hermann Schneider, „jetzt schon jemanden Neues einzuarbeiten“, der selbst bereits zwischen Würzburg und Linz pendelt, um den Umbau des dortigen Schauspielhauses von Anfang an zu begleiten.

„Mein größter Wunsch für das Würzburger Haus wäre, dass meine Nachfolge so schnell wie möglich in Angriff genommen werden würde!“, betont Schneider.

Auf mehrmalige Nachfrage der Redaktion beim Rathaus kam diesbezüglich leider keine Antwort.

Bisher gebe es noch keinen festen Termin für die Ausschreibung der Intendantenstelle, so die Pressestelle der Stadt Würzburg (Stand der Dinge bis zum Redaktionsschluss).

Im Theater schürt dies Unsicherheit, die meisten der 250 Beschäftigten haben keine festen Verträge und sehen mit Hoffen und Bangen einem Wechsel entgegen.

Oftmals ist es Usus, dass eine neue Leitung ein neues Team mit ans Haus bringt (wie gerade in Bamberg geschehen, wo fast das ganze Ensemble ersetzt wurde).

Je länger also keine neue Intendanz ausgewiesen, oder zumindest mal ausgeschrieben wird, desto größer ist die Gefahr, dass sich einige Mitarbeiter vorsichtshalber woanders bewerben, um nicht 2016/2017 vor vollendeten Tatsachen zu stehen.

Es geht hier um Existenzen, Fairness, die Qualität der Kunst und um Verantwortung - vielleicht sogar in letzter Konsequenz um die Zukunft des Hauses.

Das Thema „Planungssicherheit“ begleitete Schneider bereits die letzten Jahre.

Angefangen von seinem Vertrag, der immer nur auf drei Jahre ausgelegt war, bis hin zu einem Spielplan für ein Globe Theatre (Ausweichspielstätte Frankenhalle), der dann im Mainfranken Theater auf die Bühne kam.

„Ein Theaterbetrieb ist wie ein Tanker auf hoher See“, so Schneider. „Wenn ich „Ruder, rum!“ sage, dauert das immer nochmal drei Kilometer bis sich eine Richtungsänderung abzeichnet! Das hat nichts mit fehlender Flexibilität zu tun“.

Da gebe es langfristige Verträge mit Verlagen, Ensembles und anderen Partnern, die man zu erfüllen habe, auch wenn sich der politische Wind inzwischen gedreht habe und die Beschlussfassung eine andere sei.

Nicht zuletzt ist auch die fehlende Verlässlichkeit politischer Entscheidungen in Würzburg der Grund für Schneider, sich neu zu orientieren: „Die Sanierungsdebatte in den letzten Jahre hat mich mürbe gemacht und mich motiviert, mich woanders zu bewerben. Zudem ist es nach dann zwölf Jahren auch gut für mich, das Haus und auch die Stadt, wenn vielleicht jemand Neues am Ruder des Theaterschiffes ist“.

Hermann Schneider hat schon in den letzten Jahren nie einen Hehl daraus gemacht, dass er immer mal seinen Hut in den Ring werfe, wenn sich eine interessante Aufgabe anderer Orten auftue.

Jetzt hat er die Chance ergriffen und freut sich auf die neue Herausforderung rund 600 Mitarbeiter mit einem Etat von rund 39 Millionen Euro zu dirigieren (zum Vergleich: Würzburg hat 250 Mitarbeiter und einen Theater-Etat von rund 16 Millionen Euro).

„Linz ist fast schon ein Vier-Sparten-Haus, da alle Sparten eigene Häuser haben, sogar das Kinder- und Jugendtheater“, berichtet Schneider.

Er freue sich sehr auf die Herausforderung, sei neugierig auf die Stadt, die Menschen und natürlich die Arbeit an einem Haus, das zweieinhalb Mal so groß ist wie Würzburg.

Arbeitszeit ist Lebenszeit, daher lasse er auch ein Stück Leben hinter sich. Er werde viele Menschen hier sehr vermissen, die ihn über ein Jahrzehnt begleitet haben und auch die Lebensqualität in Würzburg und selbst die Mentalität, die ihn als Kölner zuerst befremdet hat, ist ihm sehr nah gekommen.

„Die Herzlichkeit der Franken, die sich nicht gleicht erschließt, aber dann um so ehrlicher und treuer daherkommt, wird mir fehlen!“

Am Ende des Tages, respektive des Artikels, stellen wir die Frage die auch schon das Thema eines Leporello-Talks im Theater vor Jahren war „Quo vadis Cultura?“ und hoffen auf eine zufriedenstellende Antwort der Politik für alle Seiten, vor allem für die Mitarbeiter des Mainfranken Theater, die das Haus in guten wie in schlechten Zeit durch alle Stürme getragen haben.

Bildnachweis: Falk von Traubenberg

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