Die Familien-Saga „Das Ende des Regens“ im Theater der Stadt Schweinfurt

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 02/2020)


Man ist versucht zu be­haupten, dass die starke Geschichte „Das Ende des Regens“ des australischen Autors Andrew Bovell, die die Handlung auch im Schweinfurter am 22. und 23. März über zweieinhalb Stunden tragen wird, auf der Höhe der Zeit ist – mit ökologischer Botschaft und Lebensläufen, die in Alkoholismus oder Demenz münden. Aber vielleicht ist das,
wie so oft, Überinterpretation. Vielleicht wiederholt sich das Leben in der Retrospektive nur immer wieder, weil Menschen eben Menschen sind mit ihren Schwächen und Stärken - hier in der Geschichte zweier Familien über 80 Jahre (1959 bis 2039), über vier Generationen und zwei Kontinente (Australien und Europa) hinweg.

Der Zuschauer als Einziger weiß wie und warum das Leben der Akteure so spielt, wie es spielt. Die Protagonisten selbst sehen und verstehen immer nur Bruchstücke des Ganzen, das bekanntlich ja mehr als seine Einzelteile ist. Das Spiel als dramatisches Konstrukt, das dem Prinzip eines Puzzles folgt, das am Schluss erst das Gesamtbild zeigt, hinkt jedoch auch ein bisschen, da am Ende, wenn es endlich aufhört zu regnen, es doch keine wirkliche Erlösung gibt.

Regisseur Jochen Schölch setzt darauf, dass die Geschichte und handelnden Personen schon tragen, und das tun sie auch - mit der Kraft der Worte und der Bilder, die diese erzeugen. Und daher wird unaufgeregt eine Familien-Saga erzählt, ohne großes Tamtam, dennoch tief beeindruckend und berührend: Alice Springs, Australien, 2039: Gabriel York erwartet seinen Sohn Andrew, den er vor 20 Jahren verlassen und seitdem nicht mehr gesehen hat. Es regnet. London, 1968: Henry Law verlässt seine Frau Elizabeth und den 8-jährigen Sohn Gabriel. Über den Grund seines Fortgehens wird Elizabeth für immer schweigen. Es regnet.

London, 1988: Der 28-jährige Gabriel Law bricht nach Australien auf, um sich auf die Spuren seines zwanzig Jahre zuvor am Ayers Rock verschwundenen Vaters zu begeben. Es regnet.

Coorong, Australien, 1988: Als Gabriel sich in die junge Gabrielle York verliebt, kommen sie einem seit fast 30 Jahren verschwiegenen Geheimnis auf die Spur, dessen Folgen das Schicksal ihrer beiden Familien unauslöschlich und für immer miteinander verbindet. Es regnet. Alice Springs, Australien, 2039: Gabriel York, der Sohn von Gabriel und Gabrielle, begegnet seinem Sohn Andrew. Und dann nach acht Jahrzehnten verbinden sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!

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„Das Ende des Regens“, ein Gastspiel ?des Metropoltheaters München am ?22. und 23. März, jeweils um 19.30 Uhr ?im Schweinfurter Theater. ?Karten unter Telefon 09721.514955, ?www.theater-schweinfurt.de

Bildnachweis: Jean-Marc Turmes

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