Karl Schönherrs Drama „Der Weibsteufel“ bis 22. Februar im Mainfranken Theater Würzburg

von Michaela Schneider (erschienen in Ausgabe 12/2018)

Knisternde Erotik zwischen dem Grenzjäger (Cedric von Borries) und der Frau des Schmugglers (Julia Baukus).Die allgemeinen Regieanweisungen sind lapidar: „Der Mann. Sein Weib. Ein junger Grenzgänger. Schauplatz: eine Stube.“

Karl Schönherrs Drama „Der Weibsteufel“ von 1915 ist prädestiniert für die beengte Atmosphäre der Kammerspielbühne des Würzburger Mainfranken Theaters.

Wie viele andere Stücke des österreichischen Autors spielt das Volksstück in der Enge eines Tiroler Alpentals, aus dem es für die Agierenden kein Entkommen gibt.

An die Regieanweisungen hält sich Regisseur Dominik von Gunten nur teilweise. Statt einer Bauernstube hat Bühnen- und Kostümbildnerin Karlotta Matthies ein überdimensionales Vogelnest auf der Bühne platziert.

Das scheint enger und enger zu werden, je mehr „das Weib“ sich aus der Traditionsrolle emanzipiert und flügge wird. Worum es im Drama geht: Im Dorf ist ein neuer Grenzjäger (Cedric von Borries) – Macho-Kraftpaket und später hilflos liebestaumelnd - eingetroffen. Er will sich an die Frau (Julia Baukus) des Schmugglers ranmachen, um diesen zu überführen.

Der kluge, aber schwächelnde Schmuggler (Bastian Beyer) indes fordert seine Frau auf, auf die Avancen einzugehen, um den Jäger in den Griff zu bekommen. Doch bald schon brennen beide Männer vor Eifersucht – und das Weib weiß die Eigendynamik der Amour fou geschickt zu nutzen.

So richtig sympathisch ist „das Weib“ nicht - aber faszinierend. Und gut besetzt mit Julia Baukus.

Sie lässt die Figur anfangs noch zaudern und zurückschrecken, doch dann Stück für Stück die Reize ihrer Weiblichkeit entdecken – zunächst für sich selbst, schließlich als wirksames Instrument, um sich aus ihrer Rolle des von Männern gesteuerten „Weibs“ heraus zu emanzipieren: „Zuerst habt ihr mich aufgerissen bis auf den Grund.

Jetzt wollt ihr mich wieder zudrehen wie einen Wasserhahn. Aber mich fangt ihr Tödlicher Showdown Karl Schönherrs Drama „Der Weibsteufel“ feiert im Mainfranken Theater Premiere nimmer ein.“

Baukus verwandelt durch ihr intensives Spiel die Tiroler Tragödie in einen abgründigen, makabren Psychothriller mit Todesfolge. Sperrig wirkt aus heutiger Sicht Karl Schönherrs alpine Kunstsprache.

Um dem Publikum das Zuhören zu erleichtern, verzichtet Regisseur Dominik von Gunten zwar auf Dialekt. Auch hat er verschiedene Worte der heutigen Zeit angepasst.

Den Satzbau und das Wesen der Sprache aber verändert er nicht. Und so wirkt diese einerseits fremd und manche Redewendung verleitet zum Schmunzeln.

Andererseits entwickelt das Stück gerade auch durch seine Sprache archaische Wucht. Ein bisschen Dialekt darf das Publikum zwischen den insgesamt fünf Akten übrigens doch hören, dafür hat Musiker Adrian Sieber Gedichte von Karl Schönherr vertont.

„Der Weibsteufel“ zieht in seiner Mischung aus Kantigkeit und brodelnder Spannung im düsteren Kammerspiel-Ambiente hinein in eine atmosphärische Dichte aus beklemmender Enge, brodelnder Erotik, makabrem Humor und nicht aufzuhaltendem, tödlichem Showdown.

Bildnachweis: Gabriela Knoch

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