Mit einer spannenden Inszenierung liefert Regisseur Tobias Schmidt sein Debüt im Theater Ensemble: Der Psychologiestudent bringt Jeremias Gotthelfs „Die schwarze Spinne“ auf die Bühne. Das Stück, für das Schmidt beklemmend-starke Bilder findet, weist Bezüge zur Corona-Pandemie auf. Es geht um Ängste und Ausweglosigkeit. Um beherztes Handeln, fragwürdige Kompromisse und Ausgrenzung. Und um ein Leben, das von Unkontrollierbarem bestimmt wird.
Gotthelfs Novelle ist eingetaucht in eine Christlichkeit, die heutigen Menschen fremd anmutet. Wer glaubt noch an den Teufel? Doch auch wenn der christliche Glaube aktuell an Relevanz verliert, erschließen sich dank dem großartigen Zusammenspiel von Julian Sturz, Janina Habenicht und Ruben Hussong die Metaphern der Novelle sofort, so auch die Parallelen zur Corona-Pandemie. Ein Netz, das sich über die Bühne zieht, erhellt die Situation zusätzlich. Die Menschen, die hinter, vor und in diesem Netz agieren, sind Gefangene. Egal, wie sie sich verhalten, worauf sie sich einlassen, was sie ersinnen: Es gibt scheinbar keinen Ausweg. Keine Befreiung. Dennoch, und eben das reizt Schmidt an dem Stück, existieren unterschiedliche Weisen, mit der Ausweglosigkeit umzugehen. So ist Christine bereit, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen.
Was kurzfristig Abhilfe schafft: Dadurch können die Bauern einen unrealisierbaren Willkürauftrag ihres Herrn ausführen. Nun hätte der Teufel im besten Falle vergessen, was Christine ihm versprochen hat. Doch diese Hoffnung ist naiv. Christine wird immer tiefer ins Böse verstrickt. Den Horror, den sie durchlebt, unterstreichen die atmosphärischen Klänge von Alexander Renner und Cornelius Grömminger, die ausgefeilte Choreografie von Vanessa Straßer und Tobias Schmidts clevere Lichtregie.
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Wann das Stück wieder auf dem Spielplan des Würzburger Theater Ensembles steht, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest. Aktuelle Termine unter www.theater-ensemble.net