Das neue Stück des Theater Augenblick „Korrekte Lebenslust“ wartet auf grünes Licht

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 1/2021)

Diese beiden Clowns (Fabian Dinsing und Laura Juretzka) wurden soeben in Hunde verwandelt.

Nein, sie wollen nicht ins allgemeine Jammern und Klagen einstimmen: Die Clowns vom Theater Augenblick lachen und blödeln auch in Corona-Zeiten weiter. Gerade, weil es momentan so wenig zu lachen gibt. Allerdings treiben sie ihren Unfug derzeit ein kleines bisschen anders. Regelkonform. Korrekt. Aber nichtsdestoweniger lustvoll. Die neue Philosophie spiegelt sich im Namen der jüngsten Produktion: „Korrekte Lebenslust“ heißt das aktuelle Stück des Ensembles der Mainfränkischen Werkstätten.

Freudig, mutig und, mit Blick auf die ständigen Unwägbarkeiten, voller Idealismus machte sich die inklusive Theatergruppe um Stefan Merk und Janine Schellein nach der Sommerpause daran, das neue „coronakonforme“ Stück zu entwickeln. Und zwar in der Rekordzeit von nur zwei Monaten. „Meist dauern unsere Produktionen zwei Jahre“, berichtet Schellein. Eigentlich, ergänzt Stefan Merk, hätte heuer im Frühjahr auch ein anderes, lange einstudiertes Stück Premiere feiern sollen. Dann kam der erste Lockdown. Danach zerbrach das Ensemble: „Einige unserer Schauspieler gehören der Risikogruppe an und können deshalb nicht mehr zum Proben kommen.“

Der Rest der Crew musste an einer neuen Methode der Theater­arbeit knobeln, um alles „korrekt“ zu machen. Zum Glücksfall wurde es, dass zwei der Schauspieler, nämlich Laura Juretzka und Fabian Dinsing, die sich im Stück als Frida und Frido ineinander verlieben, im realen Leben ebenfalls ein sehr inniges Verhältnis haben. „Wir sind seit genau sechs Jahren zusammen“, erzählt Laura Juretzka und lächelt glücklich. Das macht das Proben einfacher. Alle anderen müssen sich auch auf der Bühne „korrekt“, also nach den herrschenden Corona-Regeln, verhalten. Was bedeutet: Es gibt, außer wenn Frida und Frido agieren, keine nahen Szenen. Das hinzukriegen, war nicht einfach. Zum Stück:

Für Frida und Frido ist das oft zum Haarraufen. Dass so ein blödes Virus aber auch ständig in alle Angelegenheiten hereinreden kann! Wie schafft man es bloß, sich in diesen Zeiten regelkonform zu verlieben? Vorsichtig nähert sich Frido seinem Schwarm. Derweil aus dem Off eine drohende Stimme tönt: „Schutzkonzept!“ Also hurtig die Maske drüber. Und weiter geht’s. Frida und Frido fackeln nicht lange. Der erste Kuss liegt in der Luft. Da meldet sich die Stimme zurück: „Schutzkonzept!“

Die „Augenblickler“ ließen ihre Fans in den letzten Jahren schon viele lustvolle Stunden erleben. Und würden dies auch derzeit allzu gerne wieder tun. Doch die für November geplante Premiere muss ständig verschoben werden. Dennoch probt das Ensemble weiter, und zwar seit Juli im Kulturkeller Z87 auf dem Würzburger Bürgerbräu-Gelände. Der Umzug war notwendig geworden, weil die Werkstätten wegen der Abstandsregelungen die Theaterräume gerade für ihren regulären Betrieb brauchen. Dadurch schlagen monatlich 1.000 Euro an Mietkosten zu Buche. Gleichzeitig müssen Einnahmeverluste in Höhe von 15.000 Euro verkraftet werden.

Bildnachweis: Pat Christ

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