Viele Bilder des kürzlich verstorbenen Wolfgang Lenz zeigen die Vergänglichkeit von Natur und Menschenwerk

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 02/2014)

Die Vergänglichkeit des Schönen, die war Wolfgang Lenz immer bewusst.

Nun ist der weit über Würzburg hinaus bekannte Künstler Anfang des Jahres im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt verstorben.

Dieser prominente Vertreter des „Phantastischen Realismus“, liebenswert und trotz aller Erfolge bescheiden, hatte sich immer der handwerklichen Perfektion verschrieben, aber dahinter, hinter der Illusion des gegenständlich Erfassbaren, lauerte gleich die Infragestellung der schönen Oberfläche.

Dies gelang durch Kombination von scheinbar nicht Zusammengehörigem oder Verweise auf Künstlichkeit, auf Bedrohung, auf eine trügerische, leere Welt. Die Sphäre des Theaters ist da nicht weit.

Kein Wunder, dass Lenz auch Bühnenbilder malte, zu Mozarts „Don Giovanni“, zur „Gärtnerin aus Liebe“, zu Telemanns „Pimpinone“, dass er den Schmuckvorhang im Theater in Wiesbaden schuf, dass ihm die Ausgestaltung des „Café Principal“ im Münchner Prinzregententheater anvertraut wurde, dass immer wieder Gestalten der Commedia dell’arte oder Spielszenen in einer irrealen Kulissenwelt in seinen Bildern auftauchen.

Das praktische Metier der Wandmalerei hatte Lenz nach dem Akademiestudium in München gelernt.

Dies befähigte ihn zur Ausführung großer Projekte wie zur illusionistischen Ausmalung der Laube im Würzburger Ratskeller, zur Erneuerung des durch Wasser zerstörten Deckenfreskos der Aschaffenburger Sandkirche und vor allem zum ehrenvollen Auftrag, den Würzburger Ratssaal mit einer gemalten Stadtgeschichte auszugestalten.

Auch die fränkische Weinstube in der Bayerischen Vertretung in Berlin, der Gartenpavillon des Würzburger Juliusspitals oder sein Privathaus sind mit phantastischen Gestalten und Ornamenten von Lenz ausgeschmückt.

Da er aber auch die Techniken der Hinterglasmalerei bestens beherrschte, konnte er das scheinbar unwiederbringlich zerstörte Spiegelkabinett der Würzburger Residenz durch seine künstlerischen Nachschöpfungen wieder zu neuem Glanz erwecken.

Auch hier beflügelte ihn beim Arbeiten nach Vorlagen seine Fantasie.

Auf vielen seiner Bilder wird die Vergänglichkeit von Natur und Menschenwerk beschworen, sichtbar an verfallenen Palästen und Bauten, an verwunschenen, verwilderten Gärten, an Puppen, an mechanischen Figuren, an Ratten, Skeletten, Todesengeln, an reifen Früchten, Blumen, Schnecken, alles von einem Hauch des Morbiden, des Unwirklichen überzogen.

Alles dies ist verwoben zu einem irgendwie traumhaften, der realen Welt entfremdeten Ganzen. Auch die Stillleben und Kastenbilder, täuschend „echt“, sind künstlich und „Memento-mori“- Bilder.

Dass Lenz vom Untergang seiner Heimatstadt tief betroffen war, zeigen seine verstörenden Gemälde zum 16. März.

Dagegen halten die wunderbar zarten, wie schwebenden Aquarelle und Zeichnungen die flüchtigen Momente der Erinnerung an Gesehenes fest.

Würzburg hat einen großen Künstler verloren; aber in seinen Werken bleibt er präsent.

Bildnachweis: Lenz, Jendryssek

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