Theatermacher Mathias Repiscus erhält den Kulturpreis der Stadt Würzburg 2012

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 10/2012)

„Ohne ständige Selbstreflexion geht es nicht“, mahnt Mathias Repiscus.„Gut (…), dass wir in unserem Land die freie Meinungsäußerung haben – sie ist ein großes Gut“, schließen Mathias Repiscus und Monika Wagner-Repiscus das Vorwort zu ihrem aktuellen Bockshorn-Programm.

An der Kabarettbühne in den Tiefen des Kulturspeichers sind die Ereignisse um die russische Punkgruppe „Pussy Riot“ nicht vorbeigezogen.

Ganz im Gegenteil: Seit vielen Jahren tummeln sich dort große und kleine Künstler aus der gesamten Republik, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie nehmen kein Blatt vor den Mund.

Seit 25 Jahren bereichern sie die Region, seit Oktober 2001 direkt vom Mainufer aus. Dieter Hildebrandt, Ottfried Fischer, Urban Priol, Michael Mittermeier – die Liste der deutschen Kabarettgrößen und jungen Talente wie das A-Cappella-Ensemble „Viva Voce“, die den Weg nach Franken gefunden haben, ist lang.

Ein Umstand, für den der Regisseur und Theaterleiter Mathias Repiscus nun mit dem Kulturpreis der Stadt Würzburg 2012 ausgezeichnet wird.

„Er hat sich sehr in der Kleinkunstszene eingesetzt und vielen Kleinkünstlern zu Bekanntheit verholfen“, heißt es in der dazugehörigen Begründung. Ohne Zweifel, Würzburg verdankt es Mathias Repiscus, dass aus einer beschaulichen Universitätsstadt ein angesehener Kabarettstandort in Deutschland geworden ist.

Bescheiden gibt sich der gebürtige Schweizer dennoch: Während neue Programme seiner Schützlinge aus seiner Sicht schon mal einen „Meilenstein“ für diese bedeuten, nimmt er den Preis zwar dankbar an, bleibt aber bescheiden.

So freue er sich hauptsächlich darüber, dass es so viele Menschen aus Bürgerschaft und Publikum gebe, die ihm gesagt hätten, dass er ihn auch wirklich verdient habe.

Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre hat Mathias Repiscus den Weg eingeschlagen, den er auch dieser Tage unermüdlich fortsetzt.

Das politische Theater seinerzeit hatte nicht mehr viel zu bieten. Frisch, Brecht, Dürrenmatt gehörten der Vergangenheit an. Das ewige Aufwärmen von Klassikern – nichts langweiliger als das! Für Kabarett schlug seither sein Herz.

Als dann das passende Haus in Sommerhausen entdeckt wurde, war die Sache perfekt. Veit Relin und Maria Schell in der unmittelbaren Nachbarschaft konnten ihn nicht schrecken. Schließlich, so warf er seinen Skeptikern entgegen, mache er ja ganz etwas anderes – und das auf hohem Niveau.

Sein „richtiger Riecher“ gab ihm Recht. „Das Verändern liegt mir im Blut“, konstatiert der umtriebige Geist heute. „Ich bleibe ungern stehen.“ Auch in der täglichen Arbeit seien immer wieder neue Ideen gefragt. Ideen, die im Laufe der Jahrzehnte so unterschiedliche Künstler wie Volker Pispers oder auch einen Dieter Nuhr nach oben gebracht haben.

Das Entdecken vielversprechender Potentiale innerhalb der Kabarettszene könnte man seinem ausgezeichneten Instinkt zuschreiben. Doch für Repiscus gibt es in der Tat auch handfeste Kriterien. „Hat er was zu sagen? Hat er Ausstrahlung? Und vor allem: Hat er Qualität?“

Ob dem so ist, können sechs Senkrechtstarter an drei Abenden vom 7. bis 9. November mit Unterstützung des Fördervereins erneut beim „Kabarett New Star Festival 2012“ unter Beweis stellen.

INFO: www.bockshorn.de

Bildnachweis: Repiscus, © aeroking - Fotolia.com

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