Aus dem Würzburger tanzSpeicher wird die "Theaterhalle am Dom". Am 14. Januar findet die erste Vorstellung statt

von Michaela Schneider (erschienen in Ausgabe 11/2021)

Kombiniert mit einer Tanzperformance auf dem Kiliansplatz gab Thomas Kopp mit seinem Team bekannt: Er zieht mit seinem Tanztheater ins Museum am Dom um. Aus dem tanzSpeicher wird dann die Theaterhalle am Dom.

"Ich habe richtig Lust auf Experimente", sagt Thomas Kopp. Man merkt dem Choreographen und Intendanten die Lust auf mehr Raum fßr Kreativität an. Anfang nächsten Jahres wird er mit seinem Würzburger tanzSpeicher in den Kellersaal des vom Bistum betriebenen Museums am Dom (MAD) umziehen. Genutzt wurde dieser in den letzten Jahren vor allem für Sonderausstellungen. Es geht also mitten hinein in die Innenstadt. Und hinein in eine sieben Meter hohe Halle mit 200 Quadratmetern Fläche. Damit einher geht eine Namensänderung, der tanzSpeicher wird zur "Theaterhalle am Dom".

Thomas Kopp und Jürgen Emmert, Leiter des Museums am Dom (MAD), kennen sich und arbeiteten auch in der Vergangenheit schon zusammen: 2018 entwickelte Kopp zum Kreuzwegzyklus "Die blaue Krone" von Cäsar W. Radetzky im MAD drei Tanzminiaturen. Allzu optimal für Sonderausstellungen sei der Kellersaal nie gewesen, sagt Emmert. In den Anfangsjahren des Museums befand sich dort eine feste Installation, 2008 wurde er in einen Wechselausstellungsraum umfunktioniert. Weder führt ein Lastenaufzug hinunter, noch gibt es einen Depotraum. In Zukunft plant Emmert kleinere Kabinettausstellungen wie ab 14. November die Debütausstellung des zeitgenšssischen Rhšner Bildhauers Paul Diestel.

2004 gegründet, werde das Theater tanzSpeicher 2021/22 volljährig, sagt Kopp Ð und Kunstformen müssten sich immer neu hinterfragen. Die Raumenge, aber vor allem auch die mit nur drei Metern recht geringe Höhe im Kulturspeicher begrenzte die Ausdruckform Tanz deutlich. Hinzu kam die nicht allzu zentrale Lage im Alten Hafen. "Wir wollen mehr in die Stadtgesellschaft reingehen. Räumlich und in die Köpfe", sagt Kopp, betont aber: ãDie künstlerische Handschrift unseres "kollektivs anderer tanz" bleibt, das ist gesetzt. Für die Zukunft erhofft er sich noch mehr Raum für Experimente. Auch plant er eine Bestuhlung für ein 70-köpfiges Publikum und ein Betanzen des gesamten übrigen Raums ohne erhöhte Bühne. Das entspricht etwa einer Tanzfläche von 100 Quadratmetern. Im Zwischengeschoss des MAD soll zudem Büroraum wie auch ein Foyer mit Pausenbewirtungsmöglichkeiten entstehen. Und: Kopp plant einen klimaneutralen Kulturbetrieb, wenn auch er über Details zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht allzu viel sagen kann.

Gleichzeitig verfolgen Kopp und Emmert die Idee, den Kellerraum in Zeiten außerhalb des Tanzbetriebs an andere Kulturschaffende weiterzuvermieten. Damit entstünde zentral in Würzburgs Innenstadt eine Veranstaltungsstätte, die je nach Raumnutzung Platz für bis zu 250 Zuschauer böte bei Lesungen, Kleinkunst, Konzerten oder Podiumsdiskussionen. Und: Das Museum und die Theaterhalle am Dom wollen zumindest ab und an auch thematisch zusammenrücken, wenn auch es sich weiter um unabhängige Kulturbetriebe handeln wird. Kunstwerke und Tanz könnten sich thematisch aufeinander beziehen, sagt Emmert.

Und nun geht es los: Auf dem Spielplan steht am 14. Januar das Stück "Ausgewählte Unheimlichkeiten – warum wir Geheimnisse brauchen". Beginn ist um 19.30 Uhr. Auch am Samstag, 15. Januar, ist das Stück um 19:30 Uhr dort zu sehen.

Bildnachweis: Michaela Schneider

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