Standing Ovations für „Die lustige Witwe“ in der Blauen Halle des Mainfranken Theaters

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 01/2024)

„Die lustige Witwe“ ist ein beliebter, unverwüstlicher Operettenklassiker von Franz Lehár. In der Blauen Halle des Würzburger Mainfranken Theaters wird darin eine sehr emanzipierte Frau inmitten einer recht dekadenten, Männerdominierten Gesellschaft präsentiert. Regisseur Tristan Braun hat das Werk dafür von gefühlvollem Kitsch befreit und zusammen mit Berthold Warnecke die Dialoge sehr witzig mit vielen aktuellen Bezügen neu formuliert.

In dieser gemäßigt modernen Fassung geht es turbulent in ständiger Bewegung zu mit vielen überraschenden Einfällen. Beim Empfang in der pontevedrinischen Botschaft, natürlich einem erfundenen Ort in Paris, einem Salon mit Pfauen-Tapete, versucht der umtriebige Kanzlist Njegus, eine Paraderolle für die quirlige und super-wandlungsfähige, dabei noch hervorragend singende Barbara Schöller, das bunt zusammengewürfelte Publikum im Auftrag des etwas steif-trotteligen Gesandten Baron Mirko Zeta, Gustavo Müller, in gute Stimmung zu versetzen zusammen mit dem Finanzminister dieses bankrotten Fantasie-Staates, Kromov, Paul Henrik Schulte. Denn erwartet wird auf dem Fest die schwerreiche Witwe Hanna Glawari, und sie soll dafür sorgen, dass das Geld im Land bleibt, will heißen, dass sie den Lebemann und faulen Gesandtschaftssekretär Graf Danilo heiratet, doch der, noch verkatert von seinem Besuch im „Maxim“, will nicht, sie aber auch nicht.

Alle übrigen Männer aber wuseln wie elektrisiert um die Dame in Gold herum, und auch die begleitenden Gattinnen haben sich glänzend herausgeputzt, allen voran das blonde Gift in Blau-Glitzer, die attraktive Valencienne, Milena Arsovska, schwer beschäftigt mit ihrem Liebhaber Camille de Rosillon, Roberto Ortiz. Zur erotisch aufgeheizten Atmosphäre mit ständigem Hin und Her trägt auch das Ballett der silbernen Ball-Sirenen mit weißen Feder-Fächern bei, die den verwirrten Danilo auch mal einkreisen.

Im pompösen, karierten Ballkleid trägt Hanna, Silke Evers, sehr gefühlvoll eine Hymne auf ihre Heimat im „Vilja“-Lied mit glänzendem Sopran vor, umtanzt von bunten Trachten-Mädeln, in einer Art Schwarzwald-Kostümen. Dann wird es wild vor silbrigem Vorhang im Nachtclub mit einem WC in der Mitte, dem berühmten „kleinen Pavillon“, in dem beinahe eine Ehe zerbrochen wäre, aus dem aber dank Hannas Eingreifen Valencienne als „ehrbare Frau“ heraustreten kann. Und das Happy-end zwischen dem begriffsstutzigen Danilo, Daniel Fiolka, und der taktisch oft kratzbürstigen Hanna lässt auch nicht auf sich warten, denn beide hatten nur aus gesellschaftlichen Schranken ihrer Liebe nicht nachgeben können.

Alle berühmten Ohrwürmer konnte das begeisterte Publikum ausgiebig genießen dank des inspiriert mitgehenden Philharmonischen Orchesters unter Gábor Hontvári und erfreute sich auch an den hervorragenden Tanz- und Gesangsleistungen des ausgiebig beschäftigten Chors.

Bildnachweis: Nik Schölzel

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