Jo Kilian unterhält trefflich mit seinem historischen Kriminalroman „Tiepolos Geheimnis“

von Petra Jendryssek (erschienen in Ausgabe 11/2016)

Würzburg im Jahr 1751: In der Residenz herrscht ausgelassene Stimmung: „Venezianische Maskerade“ lautet das Motto des Abends anlässlich der Ankunft Giambattista Tiepolos und seiner beiden Söhne Domenico und Lorenzo, die zusammen in der Residenz das größte freitragende Treppenhaus mit einem alle bisherigen Dimensionen sprengenden Fresko ausmalen sollen.

Zur Festgesellschaft zählen zwei Dutzend verkleidete ranghohe Angestellte des Würzburger Fürstbischofs Carl Philipp von Greiffenclau.

Was als großer Spaß gedacht war, endet jedoch in der Folge einer außer Kontrolle geratenen Schlittenfahrt für zwei Personen tödlich.

Um wen es sich dabei handelt, erfährt der Leser erst gegen Ende des wendungsreichen Buches. Die Handlung bricht abrupt ab und springt zwei Jahre weiter: Tiepolo und seine Söhne sind eifrig an der Fertigstellung ihres großen Werkes.

Als ein undurchschaubarer Narr provozierend die Bühne des Geschehens betriff, beginnen sich immer rästelhaftere Dinge zuzutragen. Aus Spiel wird Ernst, aus Sein nur Schein, aus Sicherheit Verunsicherung.

Es kommt zu weiteren Todesfällen und undurchschaubaren Ereignissen. Es scheint, ob alles Treiben mit den Inhalten des großen Deckenfreskos in Verbindung steht. Niemand kann die Inschrift auf einem großen, prominent platzierten Stein entziffern, manche Figuren auf dem Fresko geben ebenfalls Rätsel auf.

Mehr soll hier aber nicht verraten werden…

Jo Kilian, hinter diesem Kunstnamen verbrirgt sich der bekannte Autor Roman Rausch, der künftig aus Gründen der Leserorientierung Krimis nur noch unter diesem Pseudonym erscheinen lassen will, ist eine dichte, handlungsreiche und vor allem sehr authentische Geschichte mit kriminellem Potential gelungen, die fantastische Züge trägt.

Einmal mit der Lektüre begonnen, saugt sie den Leser gleichsam an den Ort des Geschehens und bringt ihn in die Position des stillen Beobachters, der seine Schlüsse zieht und dann dennoch überrascht wird.

Ein rundum gelungenes Krimivergnügen mit enormem Zeitkolorit.

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