Kunsthalle Schweinfurt bringt Götz Sambale und Robert Weissenbacher zusammen

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 07/2023)

Die Kunsthalle in Schweinfurt liebt es offenbar bei ihren Ausstellungen, zwei ganz verschieden arbeitende Künstler zusammenzubinden. Das erzeugt Spannung und wohl auch Neugier. So geschehen bei der jüngsten Aktion in der Großen Halle unter dem Titel „Rochade“. Eigentlich stammt der Begriff aus dem Schachspiel und bezeichnet einen mutigen Zug, um damit den König auf eine sichere Position zu bringen. So präsentiert die Kunsthalle nun den Holzbildhauer Götz Sambale, Jahrgang 1967, in Köln lebend, und den Maler Robert Weissenbacher, Jahrgang 1983, in München lebend. Beide sind in Schweinfurt geboren. Sie stellen unterschiedliche künstlerische Positionen dar und erzeugen dadurch emotionale Spannung zwischen Ruhe und Energie, Fläche und zeichnerischer Gestik, Dichte und Transparenz, Farbintensität und Reduktion.

Sambale, der vom Schreinerhandwerk herkommt, hat das spezielle Holz, seine aus dem Baumstamm gewonnenen gerundeten Formen und die Reize des in ringförmigen Schichten gewachsenen Materials zum Gegenstand, schafft daraus zum Beipsiel schlichte, elegante hölzerne Boote, die von einer kleinen Bronzefigur auf einer Stele mit Krone „bekrönt“ sind wie auf einem Ausguck in die Ferne, Abbilder einer Idee, die beim Betrachten Freiheit der Deutung lässt. Seine Scheiben, Röhren, weiten Rundungen sind offen, gewähren einen Blick ins Innere und auf die feinen Maserungen; die „Schale“ bleibt stehen, bildet ganz unterschiedliche Formen, auch ineinander Verschlungenes, in sich Dynamisches.

Der bildende Künstler Weissenbacher hat als „Material“ die Farbe, meist Eitempera auf Leinwand, und als Instrument den Pinsel. Damit schafft er Bilder, in sich bewegt, scheinbar wild strukturiert, expressiv, skizzenhaft, impulsiv wirkend und doch vom Figurativen und von der Geschichte der Malerei und der Tradition beeinflusst. Gerne setzte er sich mit Dürers Werken auseinander und ihrer innewohnenden kämpferischen Dynamik. Aber auch Figuratives, wie einen weiblichen Akt, die Erinnerung an Porträts überzog er mit dem energiegeladenen Strich des Pinsels und dem Fließen der Farbe. Symbolbehaftete Motive wie das Schwert oder der menschliche Schädel tauchen immer wieder auf, verweisen dabei auf Leben und zugleich den Tod. Auch der Schmetterling ist eine ähnliche Symbolfigur: Er verpuppt sich und steht in einer wunderbaren Metamorphose wieder auf, erinnert ans Fliegen, wohin, bleibt unbestimmt. Eigentlich aber bleibt die Deutung offen. Bis 15. Oktober. 

 

Bildnachweis: Götz Sambale (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2023/Robert Weißenbacher © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

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