Das Bamberger Marionettentheater spielt auf einer Miniaturbühne von 1821

von Susanna Khoury

Mit viel Liebe zum Detail sind die Figuren des Marionetten- theaters Loose geferttigt. Wie Schauspiele in der Klassik oder Romantik auf den Bühnen der Welt dargestellt wurden, kann sich heute fast keiner mehr vorstellen. Mit ihrer Miniaturbühne aus dem Jahre 1821 lassen die Akteure des Marionettentheaters Loose, das es seit 42 Jahren in Bamberg gibt, eine längst vergessene Welt erstehen. Ein maschinell völlig ausgerüstetes Modell mit Schnürrboden, Versenkung und allem, was dazu gehört, ist die Kulisse und gleichzeitig die ganze Welt für die Marionetten und Papierfiguren.

„Wir spielen nicht wie andere Puppentheater, sondern wollen mit Hilfe unserer Originalbühne, die Welt der Klassik und Romantik wieder erstehen lassen, so Klaus Loose (76), der Prinzipal des Bamberger Marionettentheaters. Schon Kleist beschäftigte sich mit dem Marionettentheater, wobei er sich in seinem als Zwiegespräch angelegten Aufsatz „Über das Marionettentheater“ auf das der Jahrmärkte bezogen hat.

In Bamberg geht es ausschließlich um die „hohe Kunst“: In der Unteren Sandstraße 30 geben sich die Königin der Nacht, Faust, Genoveva, der Freischütz, Papageno und Papagena und das Käthchen von Heilbronn ein Stelldichein. Der Abend beginnt, indem der Prinzipal selbst die Besucher vor der kleinen Guckkastenbühne auf die historischen Besonderheiten der Räumlichkeiten hinweist, in denen sie sich zwischen handgemalten Tapeten und historischen Papiertheatermodellen befinden. „Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten“ – hier greifen andere Sinne: Das Sehen, das Hören und vor allem die eigene Imaginationskraft sind gefordert.

Stimulanzien sind dafür die Musik, der Gesang und die ergreifenden Dialoge. Und bald schon wundert sich der Besucher, der glaubt in einer Puppenstube zu Gast zu sein, dass diese plötzlich sein ganzer Kosmos ist.

Im Nu sind die realen Proportionen vergessen und wer teilt mit den kleinen Holzfigürchen Freud und Leid.

Bildnachweis: Marionettentheater Loose

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