Das Chambinzky feiert 40. Geburtstag: Gespielte Stücke bleiben im Herzen und in der Erinnerung

von nio (erschienen in Ausgabe 09/2023)

Am 27. September begeht das Chambinzky sein rundes Jubiläum und beginnt mit „Ein gemeiner Trick“ im KuZu-Kellertheater die Spielzeit. Ab Anfang Oktober steigt das Theater dann mit „Achtsam morden“ nach dem Bestseller des Jahres 2020 von Karsten Dusse fulminant in die Saison auf der Großen Bühne 2023/24 ein. Aufmerksame Theaterfreund:innen könnten jetzt stutzig werden. Warum dieses Stück? Wäre es nicht an der Zeit, „Die Feuerzangenbowle“ wieder auf den Spielplan zu setzen? Immerhin ist der Stoff von Heinrich Spoerl mit sagenhaften 282 Vorstellungen das meistgespielte Stück des Hauses.

Weit hergeholt ist dieser Gedanke tatsächlich nicht, wie der Direktor und künstlerische Leiter Csaba Béke gesteht. Zeit und Personal (14 Personen wären nötig) hätten dieser Idee jedoch einen (vorläufigen) Strich durch die Rechnung gemacht. Und schon ist das Gespräch mit der Leporello-Redaktion binnen weniger Minuten zu einigen der Kern-Herausforderungen eines Theatermachers vorgestoßen. Corona, demographischer Wandel innerhalb des Ensembles und natürlich dessen Verfügbarkeit für eine sechswöchige Spielzeit gesellen sich nahtlos hinzu. Csaba Béke nimmt es mit Humor. „Man muss der Dinge Herr werden“, sagt er. Ein echtes Mantra im Chambinzky, das 1983 von Rainer Binz gegründet wurde. Mit Dusses Roman ist das Haus nun ein weiteres Mal am „Puls der Zeit“ und wird das Publikum hoffentlich in Scharen ins Theater locken. „Qualitativ hochwertiges Theater“ zu machen, das sei in „erster Linie Teamarbeit“ und bedarf – ob des großen Planungsvorlaufs – weiser Voraussicht, Schnelligkeit und Organisation, betont Béke, der die Geschicke seit 2018 lenkt. „Es ist ein Tanz auf dem Vulkan – und das Jahr für Jahr.“ Nicht zu vergessen das gesellschaftliche Engagement, welches sich das Haus groß auf die Fahnen geschrieben hat und erst kürzlich mit dem Unterfränkischen Inklusionspreis 2023 im Bereich Kultur, Natur und Umwelt des Bezirks Unterfranken honoriert wurde. Der Spagat zwischen eigenem Anspruch und wirtschaftlichem Druck, den es in einem Inhaber geführten Privat-Theater nun mal gebe, bleibt dem Publikum verborgen. „Es ist eine Riesenverantwortung“, sagt der Familienvater Béke.

Das habe seinen Preis. Privat- versus Theaterleben – das bedürfe des ständigen Austarierens. „Man muss wirklich ein Abenteurer sein“, gesteht er. Atempausen gebe es kaum. Denn schon stünde die nächste Herausforderung vor der Tür. „Das kostet viel Schlaf. Ich habe aber auch sehr viel Energie zu kanalisieren.“ Diese in Kunst und Kultur „entweichen“ zu lassen, hält Béke, der dem Chambinzky seit seinem 17. Lebensjahr verbunden ist, für eine äußerst sinnvolle Angelegenheit. „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“ Doch woher schöpft er seine Motivation im Alltag? Mit jeder Produktion – immerhin bis zu 14 Stück im Jahr – sei es ähnlich wie bei einem Handwerker, der am Abend auf sein Werk zurückblicken könne. „Er geht zufrieden nach Hause, weil er etwas geschaffen hat.“ Zudem gewinne man einen „geistigen Schatz“. „Gespielte Stücke verpuffen nicht. Sie bleiben immer im Herzen und in der Erinnerung.“ Das treibe das Chambinzky-Team, das mehrere Tausend Ehrenamtsstunden pro Jahr stemme, (auch in scheinbar aussichtslosen Phasen wie der Corona-Pandemie) an. Das Würzburger Publikum dankt es ihnen seit Jahrzehnten und hoffentlich noch viele weitere Jahre. Herzlichen Glückwunsch, Chambinzky! 

Bildnachweis: Oliver Mack

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